Kultur

Spy Museum in Berlin eröffnet

Wo einst die Mauer die Stadt teilte, gibt das Spy Museum Berlin einen einzigartigen Einblick in das Schattenreich der Spionage. Den Besuchern stehen modernste Technologien zur Seite, um die raffinierten und zum Teil skurrilen Methoden von Agenten und Geheimdiensten multimedial und interaktiv „aufzudecken“. Eine packende Zeitreise von den biblischen Kundschaftern bis in die Gegenwart und Zukunft mitten in der Hauptstadt der Spione.

Geheimdienstler würden es sich nicht anmaßen, dem ältesten Metier der Weltgeschichte den Rang streitig zu machen. Aber zu der zweitältesten Berufsgruppe gehören Späher, Spitzel, Agenten, Kodierer und Täuscher allemal. Kein Ort eignet sich besser für eine spektakuläre Hommage auf die Akteure dieser internationalen Schattenwelt als der Potsdamer Platz im Zentrum von Berlin, das lange Zeit als die Hauptstadt der Spione galt. Im September wurde hier das riesige Spy Museum Berlin auf einem 3.000 Meter großen Areal eröffnet.

James Bond hatte schon vor 3.500 Jahren seine Vorgänger, seien es nun die pfiffigen Militärspione der Großmacht Ägypten, sei es ein babylonischer Töpfer, der sein Geheimrezept für eine Glasur in Keilschrift verschlüsselte. Der griechische Historiker Herodot berichtete von einem noblen Täuscher namens Zopyros, der den Helden der heutigen Agentenfilme an Tapferkeit in nichts nachstand. Zwanzig Monate lang hatte sein Freund, König Darius von Persien, Babylon belagert, ohne dass es kapitulierte. Da schnitt sich Zopyros Nase, Lippen und Ohren ab und präsentierte sich blutend an Babylons Tor. So hätten die Perser ihn misshandelt, behauptete er, jetzt wolle er sich rächen. Die Babylonier glaubten ihn, ließen ihn in die Stadt und pflegten ihn gesund. Dann öffnete er seinem König Babylons Tore von innen.

Solche wahren Geschichten aus der fernen und nahen Vergangenheit des zweitältesten Metiers erzählt das Spy Museum Berlin in über 300 Exponaten. Diese sind Bestandteil des mehr als 1.000 Sammlungsstücke umfassenden eigenen Archivs. Es überbrückt Jahrtausende, zum Beispiel indem es die von Julius Cäsar erfundene Chiffriertechnik ausstellt, die heute noch benutzt wird.

Es spannt den Bogen bis in die diffuse Weltlage unserer Zeit: Da gibt es bislang unbekannte Faktoren wie zum Beispiel die grenzen- und schrankenlose islamistische Bedrohung, auf die wir erst wirklich aufmerksam wurden, als selbstmörderische Terroristen am 11. September 2001 Flugzeuge entführten und ins World Trade Center in New York und ins Pentagon in Washington rammten.

Da gibt es wunderlich motivierte Geheimnisverräter wie den australischen Journalisten, Computerhacker und Sprecher der Enthüllungsplattform Wikileaks Julian Assange und den NSA-Whistleblower Edward Snowdon, der die Spionagepraktiken der USA und Großbritanniens preisgab und durch den bekannt wurde, dass die NSA selbst Kanzlerin Angela Merkels Mobiltelefon abhörte.

Auf 200 hochauflösenden Monitoren, in sieben Zeitzeugenstelen, fünf Agenten- portraitstationen und vier historischen Zeitfenstern wird der Museumsbesucher in dieses uralte und sich immer wandelnde Universum des zweitältesten Metiers hineingezogen. Er erfährt, wie seit der Antike übers Mittelalter bis in die letzte Zeit Menschen mit Giften und Drogen zum Reden oder zum Schweigen gebracht wurden; wie die Stasi die Körpergerüche von Dissidenten archivierte; wie Geheimdienste unliebsame Zeitgenossen mit allen erdenklichen Gegenständen einschließlich eines Regenschirms ins Jenseits beförderten.

Da ist von „Honey traps“ die Rede, von Honigfallen, wie Bettgefährten beiderlei Geschlechts genannt werden, solchen, die mit Geheimaufträgen den Lie- beshunger von Zielpersonen bedienten. Da wird aber auch der Glamour der Spione erzählt: der fiktiven wie James Bond, der stets in den Armen der schönsten und gefährlichsten Frauen landete, ebenso wie der realen Agentin Mata Hari, die erschossen wurde. Auch Josephine Baker, von der Ernest Hemingway sagte, sie sei die „aufregendste Frau, die ich je sah“, hat ihren wollüstigen Platz in dieser Kollektion reiz- und geheimnisvoller Gestalten aus dem Milieu des zweitältesten Berufes.

Auch Schattengestalten wie der Kanzleramtsspion Günther Guillaume sind an dieser Stätte in Fülle vertreten. Diese und andere wahre Spionageklassiker erzählt das Spy Museum.

 

Spy Museum Tickets

Tickets für’s Berliner Spy Museum gibt’s bei Ticketmaster!

Spy Museum Öffnungszeiten:
Täglich von 10 bis 20 Uhr (24.12. geschlossen)
letzter Einlass: 19:00 Uhr
Leipziger Platz 9
10117 Berlin