Musik

Flaschenpost: Liebe Vanessa Paradis

Liebe Vanessa Paradis,

ich erinnere mich noch gut daran, als ich Sie das erste Mal im Fernsehen sah. Das war 1987 in der Musiksendung „Formel Eins“. Zarte 14 Jahre waren Sie damals – nicht viel jünger als ich. Es wurde Ihr Videoclip zu „Joe Le Taxi“ gezeigt. Sie tanzten nicht ganz geschmackssicher im hautfarbenen Sweatshirt und mit grauer Karottenhose vor einem gelben Taxi, und mir fiel sofort ihre Glückszahnlücke auf. Obwohl französisches Liedgut schon damals ungewöhnlich war für die hiesigen Single-Charts, schafften Sie es bis in die Top Ten mit der Nummer. Es mag an mir liegen, aber musikalisch habe ich in den Jahren danach eher wenig von Ihnen wahrgenommen. Sie bezauberten in der einen oder anderen Schauspielrolle, war zu lesen. Und doch waren Sie ab Ende der Neunziger mir wieder sehr präsent an der Seite von meinem Schauspielgott Johnny Depp. Gab es irgendeine Frau auf dem Planeten, verehrte Vanessa Paradis, die Sie nicht um diesen Männerfang beneidete? Sie haben es sogar geschafft, Depp von Hollywood nach Paris umzupflanzen. Und Sie zwei lebten mit Ihren beiden Kindern ein sympathisch zurückgezogenes Leben fernab der Roten Teppiche. Das fand ich toll. Schade, dass die Traumpaar-Blase dann doch vor zwei Jahren geplatzt ist. Welch Ironie, dass Sie ausgerechnet zu jener Zeit mit dem von mir verehrten Sänger und Produzenten Benjamin Biolay an einer neuen Platte voller „Love Songs“ arbeiteten – wo Ihr eigenes Herz doch gebrochen sein musste. Die Songs, die Sie dann im vergangenen Jahr auf Ihrem sechsten Album veröffentlichten, hatten mit „Joe Le Taxi“ nicht mehr viel gemeinsam – zum Glück, möchte man fast sagen. Die Stücke kommen mal opulent, mal intim daher, sind auf Französisch und Englisch eingesungen und präsentieren unterschiedlichste Gemütsverfassungen rund um das Thema Liebe. Freude, Trauer, Sehnsucht, Melancholie und Sinnlichkeit verpacken Sie in Watte und Kunst. Die Musik reicht von Discopop über Chansons bis hin zu dunklen Balladen. Sie ließen es sich nicht nehmen, auch einige dieser schönen Lieder selbst zu schreiben und zu komponieren. Ihre Stimme klingt richtig toll, so kraftvoll und geradezu stolz, so als wollten Sie sagen: Jetzt erst recht! Und doch ist die CD auch irgendwie spielerisch und verträumt. Tja, und der Depp heiratet nun eine andere. Aber ich glaube, Sie sind drüber hinweg und werden bei Ihrem anstehenden Hauptstadt-Konzert die Liebe feiern! Anfang April habe ich neue, überaus stilsichere Fotos von Ihnen gesehen: Sie haben Ihre blonden Haare abgeschnitten und tragen jetzt einen frechen Fransenhaarschnitt zur Glückszahnlücke. Steht Ihnen gut! Also dann: Auf zu neuen Ufern! Berlin hat übrigens eine ganze Menge davon.

Ihre
Katja Schwemmers

 

Vanessa Paradis live 2014

Vanessa Paradis präsentiert am 8. Juni im Berliner Admiralspalast ihr neues, sechstes Album „Love Songs“. Produziert und eingespielt von dem französischen Star-Produzenten Benjamin Biolay, singt Paradis wundervoll leicht und mit sanfter Melancholie von Liebe und großen Gefühlen, fernab von Kitsch und klebrigem Pathos. Das klingt wunderschön, zauberhaft und herrlich leicht.

Vanessa Paradis Tickets sind auf Ticketmaster.de erhältlich.

 

Flaschenpost mit Katja Schwemmers

Unsere Gastautorin Katja Schwemmers schreibt sich in unserer Rubrik “Flaschenpost” alles von der Seele – als Brief an jene, die manchmal so weit weg erscheinen und denen wir trotzdem so viel zu sagen haben.