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Bahn-EM 2017: Kristina Vogel im Interview

Vom 19. bis 22. Oktober dreht sich im Velodrom in Berlin alles um die Bahn-EM 2017. Ticketmaster hatte Kristina Vogel im Interview.

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Frau Vogel, Sie haben 14 Medaillen bei Weltmeisterschaften gewonnen, neun davon aus Gold. Dazu kommen zwei Olympiasiege. Sie sind schon mit 26 Jahren die erfolgreichste Radsportlerin, die Deutschland je hervorgebracht hat. Was kann Sie jetzt noch herausfordern?

Es ist der Wille nach mehr. Wenn ich nicht am Start bin, dann denke ich mir: „Das hätte meine Medaille sein können.“ Ich habe auch noch einige Rennen, die ich noch nicht gewonnen habe. Die möchte ich natürlich gerne von meiner To-do-list streichen.

Was ist der Kick am Bahnradfahren? 

Bahnradfahren ist wie Karussell fahren. Der Kick, wenn man mit über 70 km/h durch die Kurve rast, macht regelrecht süchtig.

Bei den Europameisterschaften vom 19. bis 22. Oktober im Berliner Velodrom werden die nächsten internationalen Medaillen vergeben. Worauf freuen Sie sich besonders? 

Ich freue mich, dass Bahnrad endlich wieder in Deutschland zurück ist. Die letzten großen Bahnrad-Wettkämpfe in Deutschland sind schon lange her. 2003 gab es eine Bahn-Weltmeisterschaft in Stuttgart, da bin ich als Juniorin noch auf der Straße gefahren. Erst 2005 bin ich dann ins Oval gewechselt. Schön ist auch, dass die EM „nur“ der Anfang ist. Wir werden ja 2018 auch einen Weltcup in Berlin haben, und 2020 – im Jahr der nächsten Olympischen Spiele – kommen dann die Weltmeisterschaften ins Velodrom.

Kristina Vogel Ticketmaster

Kristina Vogel bei der Bahn-EM

Sie sind immer die Gejagte. Was ist schwieriger für die eigene Motivation: Jagen oder gejagt zu werden?

Das Regenbogentrikot anzuhaben, ist vieles zugleich. Einerseits macht es mich stolz und ich möchte beweisen, dass ich es zu recht trage. Gleichzeitig haben die Gegnerinnen natürlich immer eine viel größere Motivation, die Weltmeisterin und Trikot-Trägerin zu schlagen. Ich bin also immer Jägerin und Gejagte, das lässt sich nicht wirklich trennen – macht den Sport aber für mich natürlich auch sehr herausfordernd und reizvoll.

Bei den Olympischen Spielen in Rio konnten Sie Ihren Sport vor Millionen deutschen Fernsehzuschauern präsentieren. Dank der Zeitverschiebung erlebten tatsächlich in Deutschland acht Millionen Zuseher ihren Sprint-Olympiasieg mit. Werden Sie seitdem öfter auf der Straße angesprochen?

Ich bin natürlich kein Superstar, aber ich werde schon hin und wieder erkannt. Manchmal ist es schon ganz cool, wenn man auf der Straße angesprochen wird. Die Leute sind ja fast immer nett und freundlich zu mir. Andererseits kennen andere Leute wieder Bahnradsport überhaupt nicht. Wenn ich dann erzähle, dass ich die bin, die „ohne Sattel“ ins Ziel kam, erkennen mich in der Tat schon sehr viele Menschen. 

Mit Ihren Erfolgen wären Sie in Großbritannien eine Art Nationalheldin, vielleicht sogar Multi-Millionärin und Stammgast bei der Queen – so wie Ihre langjährige Rivalin Victoria Pendleton. Was machen die Briten besser?

Radsport gehört mehr zum Alltag. Dort ist der Sport mehr in der Gesellschaft verankert, als es in Deutschland der Fall ist, auch medial ist er viel präsenter. Außerdem sind die Britten total sportverrückt – und die Olympischen Spiele 2012 haben das sicher mit den Erfolgen von Chris Hoy, Viktoria Pendelton oder Bradley Wiggins noch befördert. Und die Briten haben es geschafft, mit der nächsten Generation an diese Erfolge anzuschließen.

Sie sind gerade zur Athletenvertreterin im Radsportweltverband UCI gewählt worden. Was sind Ihre ersten Ziele, die Sie realisieren wollen?

In der Politik geht es leider nicht so schnell wie im Sport.  Ich habe mir vorgenommen,  die Regeln und die Bedingungen für uns Sportler etwas fairer zu machen und meinen Sport für das Publikum leichter verständlich zu machen.

Kristina Vogel Ticketmaster

Kristina Vogel in der Siegerpose

Können Sie sich für Ihre Zukunft eine zweite Karriere in der Sportpolitik vorstellen? Vielleicht auch, um britische Verhältnisse in Deutschland herzustellen?

Zunächst möchte ich natürlich noch einige Jahre erfolgreich Radsport betreiben. Daneben bin ich Beamtin bei der Bundespolizei, derzeit im Rang einer Polizeihauptmeisterin. Der Beruf macht mir Spaß und hier möchte ich eine zweite Karriere nach dem Sport starten. Das heißt aber nicht, dass ich mich nebenbei nicht engagieren kann. Derzeit gibt es aber keine konkreten Pläne. Ich stürze mich mal hinein und werde sehen, wo die Reise hingeht.

Für die Europameisterschaften im Berliner Velodrom wurde extra eine neue Bahn verlegt, aus sibirischer Fichte. Sie sollen eine Schwäche für die Fichte aus Sibirien haben. Was ist ihr Geheimnis?

Die Bahnen sind sehr schnell, wenn das Holz richtig ausgetrocknet ist.

Ihre Lieblingsbahn ist aber nicht das Velodrom, sondern das Oval in Kolumbien, auf dem Sie 2014 drei WM-Titel gewonnen haben. Was reizt Sie da besonders?

Es ist die Geometrie. Ich liebe enge Kurven und lange Geraden. Solche Bahnen sind technisch nicht ganz so einfach. Dazu kommt in Cali das Super-Publikum. Die Kolumbianer lassen mich denken, ich wäre ein Rockstar. Wenn das ganze Stadion deinen Namen brüllt und stundenlang vor der Halle wartet, um ein Autogramm oder Selfie zu bekommen, ist das schon was richtig Geiles.

Verraten Sie uns als Letztes: was für ein Fahrrad fahren Sie, wenn Sie privat um den See oder zum Bäcker fahren?

Mit dem E-Bike.

Alle Infos zur Bahn-EM 2017

19. bis 22. Oktober | Berlin | Velodrom

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