Musik

XJAZZ Festival in Berlin abgesagt

Zwischen Kotti- und Schlesi-Romantik sollte auch in 2020 wieder das angesagte Berliner XJAZZ Festival stattfinden. Wenige Wochen vor der neuen Ausgabe wurde das Festival nun komplett abgesagt.

Infos zum XJazz

UPDATE (13. März 2020): Das XJAZZ Festival wurde aufgrund der aktuellen Maßnahmen zur Eindämmung der Ausbreitung des COVID-19 Virus (Coronavirus) abgesagt. Alle Ticketkäufer*innen erhalten in Kürze mehr Infos zur Rückerstattung der Kosten per Mail.


Köpfchen muss man haben: Musik dorthin bringen, wo die Szene lebt. Klingt zu einfach um wahr zu sein, funktioniert aber seit sechs Jahren in Berlin. Seit 2014 findet jährlich am zweiten Mai Wochenende das XJAZZ Festival in den Kreuzberger Szeneclubs statt. Selbst bezeichnet sich das Festival als genreübergreifend, denn nicht nur Jazz-Lover kommen auf ihre Kosten, sondern auch Begeisterte aus dem Electronica und Neo-Klassik Bereich.

Aber eigentlich ist auch das noch nicht genug, denn die Macher des Festivals denken nicht in den üblichen Stilschubladen. XJAZZ steht für Experimente und öffnet sich für viele Spielweisen des Jazz. Hip-Hop trifft auf Jazz, israelischer Jazz, Jazz vereint mit afrikanischen und brasilianischen Einflüssen sowie Hip-Hop und Club-Musik, Weird-Folk, Jazz mit japanischer Ritualmusik. Festivalmacher Florian Burger erklärte uns im Interview den Ansatz des Indoor-Festivals so: „Es ist uns auch ein großes Anliegen „Jazz-Neulinge“ zu begeistern. Am besten funktioniert das vielleicht mit Bands, die sich zwischen den Genres bewegen und bei Konzerten, die grooven und nicht zu verkopft sind. Und davon gibt es jede Menge bei uns!“

Außerdem: Das Festival hat jedes Jahr ein neues Partnerland und legt ihren Schwerpunkt auf deren Musik. Im Gründungsjahr war es Island, ein Jahr darauf Israel. Im dritten Jahr war es die Türkei und im vierten Polen. Letztes Jahr feierte das XJAZZ in Berlin sein fünfjähriges Bestehen und die Macher wollten sich nicht nur auf ein Land festlegen, stattdessen gab es Kooperationsprojekte mit europäischen Künstlern. Welches Partnerland in diesem Jahr ihr Auftritt hat, ist noch nicht bekannt, aber es bleibt spannend.

XJAZZ Berlin 2019 Aftermovie

XJAZZ Line-Up 2020

Das Partnerland gibt es zwar noch nicht, aber schon eine Reihe von nationalen und internationalen Künstlern haben dem x-travaganten Jazz-Festival in Berlin zugesagt. Darunter:

Mittwoch 06.05.2020

 Shabaka and the Ancestors

Donnerstag 07.05.2020

Adam Green | Billion Escapes Project | Lexodus | Frank Wiedemann | Timo Lassy & Teppo Mäkynen | Kit Downes | KOKOKO! | Katharina Ernst

Freitag 08.05.2020

Rymden | Joram Feitsam | Ameli In The Woods | Avishai Cohen | Coladera | Emma-Jean Thackray | Sebastian Mullaert &  Subchamber Ensemble | Resolution 88 | Tony Allen | LIUN + The Science Fiction Band |

Samstag 09.05.2020

New past feat. Philo | Ochepovsky Project | Ethnic Heritage EnsembleWanubalé | Shai Maestro | Carlos Cipa | Nik Bärtsch | Sissi Rada | Tennyson | Jamila & The Other Heroes |

Sonntag 10.05.2020

Fabia Mantwill Orchestra | Fink |


 

Wir haben mal alle Künstler ganz genau unter die Lupe genommen und wollen euch drei von den faszinierenden Künstlern vorstellen:

Ein Rebell zum Start

XJazz 2020 Adam Green

Adam Green ist wahrscheinlich ein Künstler, den man kaum noch jemandem vorstellen muss. Aber im diesen Jahr wird er auf dem XJazz einer der Headliner sein, deshalb nochmal ein kleiner Überblick über sein Dasein:

Der Rebell aus New York fing schon in frühen Jahren an sich der Musik hinzugeben. Mit frischen 13 Jahren fing er an seine eigenen Texte zu schreiben. Später gründete er, aus Protest und weil er was eigenes auf die Beine stellen wollte, die Band „The Moldy Peaches“ und hinterließ somit seine ersten musikalischen Spuren auf unseren Planeten. Heutzutage wird die Musik und auch Adams Solo-Musik als Haupteinfluss auf die Musikrichtung des Anti-Folk angesehen. Er selbst auch als „Anführer“ dieser Bewegung.

Seit 2002 stürzt er sich allein in das Musikbusiness. Im Laufe der Jahre brachte er mehrere Alben raus mit eher kurzen Balladen, wie zum Beispiel die Ballade über das Pop-Sternchen Jessica Simpson. Seine Texte sind poetisch, aber als Urenkel von Felice Bauer, der Verlobten von Franz Kafka, liegt es wohl in den Genen.

Adam Green - Jessica Simpson

Neben dem Songwriting und Singen ist Adam Green ein leidenschaftlicher Maler und auch Filmemacher. 2010 legte er eine Pause und widmete sich dem neuen Projekt. Sein Anspruch an seiner Kunst blieb dabei jedoch der gleiche, egal wie er seine Kunst auslebt, ob in der Malerei, in der Musik oder im Filme machen. Er selbst sagt: „Ich war auf der Suche nach einer vereinheitlichenden Theorie meiner künstlerischen Ausdrucksform. Ich versuchte eine Art Fluss in meine Musik, meine Kunst und in mein Schreiben zu bringen. Lauscht du meinen Songs, erkennst du einen Cartoon darin. Ich schreibe Songs wie ich meine Bilder male. Erschaffe ich einen Film, orientiert der sich an einen Song.“

Am Donnerstag, den 7. Mai rockt Adam Green den Festsaal Kreuzberg – Tickets gibt es ab 28,20 € hier bei Ticketmaster.


Der Elektrisierende

Wenn man Sebastian Mullaert’s Musik hört fühlt man etwas zauberhaftes – ein Echo, dass einem Wahrheit und Integrität übermittelt und einen daran erinnert, das Leben zu leben. Das liegt wahrscheinlich daran, dass Sebastian eine ausgeprägte Einstellung zum Leben hat. Sie dreht sich vor allem um Ruhe, Stille und der Konvergenz von Zen-Meditation, Natur und Kreativität.

Der Schwede kann so einiges, denn er ist Produzent und DJ im Bereich der elektronischen Musik. Aber auch an analogen Instrumenten ist Mullaert definitiv kein Ungeübter. Ganz klassisch begann er als Kind Klavier, Orgel und Violine zu lernen. Er war jedoch so begabt darin, dass er anfing selbst Unterricht zu geben. Als er anfing, von einem Teenie zu einem Erwachsenen zu reifen, löste er sich von der klassischen Musik und gründete erstmals eine Band.

Mullaert ist auch als die linke Gehirnhälfte des Duos Minilogue bekannt, das 1996 nach einer Technoparty entstand. Seit der Trennung des Duos konzentriert sich Mullaert auf seine Solokarriere und experimentiert mit Künstlern aus der Techno-Szene wie Mathew Jonson, Eitan Reiter, Aril Brikha und Ulf Eriksson. Zudem gründete er sein eigenes Label WaWuWe.

Seine Musik hat einen experimentellen und organischen Sound, der fast schon in die meditative Richtung geht. Er legt einen Spagat zwischen elektronischer Musik und klassischer Instrumentation hin, wie kaum ein anderer. Er hat sich in der elektronischen Szene einen Namen gemacht und bespielt etliche Clubs und ist weltweit auf Festivals unterwegs wie zuletzt auf der Fusion, Lighthouse (HR), Ozora (HUN) und Waking Life Festival (PRT).

Sebastian Mullaert - Windmaker (Original Mix) (Hypercolour)

Für Sebastian ist kein Projekt zu klein: Im letzten Jahr gab er zusammen mit dem Tonhalle Orchestra Zürich ein Konzert der Sonderklasse. Klassische Musik vereint mit Mullaert’s elektronischem Sound. Auf dem diesjährigen X-Jazz Festival wird er solch eine Kollaboration erneut zum Leben erwecken: Zusammen mit dem Subchamber Ensemble wird er ein epochales Konzerterlebnis der besonderen Art kreieren.

Am Freitag, den 8. Mai läutet Sebastian Mullaert mit dem Subchamber Ensemble die Kreuzberger Nacht ab 23 Uhr mit einem Konzert in der Emmauskirche ein. Tickets gibt es ab 25 € hier bei Ticketmaster!


Der Verspielte

Berliner Jazz Festival 2020

Selten erlebt man junge Menschen, die so mit Ernsthaftigkeit und Leidenschaft ihren Weg gehen wie Carlos Cipa. Er ist ein Musiker, der die Freiheit seiner Kunst beansprucht und auch lebt. Der Münchner lernte schon in jungen Jahren, durch eine klassische Ausbildung, das Klavier zu beherrschen (was auch heute noch sein Hauptinstrument ist). Er studierte sogar zeitgenössische klassische Komposition. Aber nicht nur Klavier eignete er sich an, sondern auch Gitarre und lies seiner musikalischen Leidenschaft in verschiedenen Bands freien Lauf. Carlos merkte früh, dass er fasziniert davon ist, mit verschiedenen Musikstilen zu spielen und zu experimentieren. Er fand seinen Weg zwischen Komposition und Improvisation.

Carlos neuestes Album „Retronyms“ spiegelt genau das wieder. Die letzten Alben waren mehr auf das Klavier fokussiert, aber mit diesem wollte er seine musikalische Palette erweitern. Auf dem Album vereint er seine Erfahrung in der klassischen Komposition mit allen Facetten der Pop-, Jazz- und elektronischen Musik. Insgesamt sind 20 verschiedene Instrumente zu hören, von denen er zehn selbst eingespielt hat. Um seine Platte perfekt zu machen, lud er verschiedene Musiker ein, wie Streicher, Holz- und Blechbläser oder E-Gitarristen.

Er selbst sagt, dass man in diesem Album die Komposition und die Produktion nicht voneinander trennen kann. Viele Melodien und Ideen sind erst während der Aufnahme entstanden. „Retronyms“ kombiniert hochqualitative digitale Musik mit analogen Aufnahmen. Digitalisierung und Oldschool vereint: Aus diesem Komplex von Gedanken, Emotionen, Melodien und Inspiration entstand ein Album mit wunderschönen, ruhigen und verspielten Klängen. Diese kann man auch in „senna’s joy“ hören – das längste Stück auf dem Album:

Carlos Cipa – senna's joy (Live at Mastermix Studio, Munich)

Cipa hat bewiesen, dass seine Musik klassisches und auch Club-Publikum begeistern kann. Er spielte europaweit mehr als 100 Konzerte und ist nicht nur bei dem diesjährigen XJAZZ vertreten, sondern auch auf anderen namhaften Festivals wie Haldern-Pop, MS Dockville und dem Reeperbahn Festival. Er ist ein Musiker, der auf Augenhöhe mit anderen Künstlern seines Genres ist und stand so u.a. mit Nils Frahms und Hauschka auf der Bühne der Elbphilharmonie bei Steve Reich’s „Six Pianos“.

Am Samstag, den 9. Mai spielt Carlos Cipa beim XJAZZ Festival in einer besonderen Location: In der Emmauskirche in Kreuzberg verbindet der Künstler seine analogen und digitalen Klangwelten in einer ehrfürchtigen Kulisse. Tickets gibt es ab 19,50 € hier bei Ticketmaster!


Profi-Tipp: Kombi-Ticket und treiben lassen

Wer sich nicht direkt für die Konzerte seiner Wahl entscheiden kann oder alle Live-Shows des Festivals besuchen möchte, kann sich hier bei unserem Partner Universe den Festivalpass für alle Konzerte während des Zeitraums sichern. Für 149 € können theoretisch alle Shows besucht werden, wenn man es denn zeitlich schafft.

Noch bequemer kann nur mit dem VIP Festivalpass für 230 € das Festival besucht werden. Über einen separaten Eingang (Priority Access) haben VIP Besucher*innen Zugang zu allen Konzerten in die Kreuzberger Locations, sowie Zutritt zur Pre Opening Party, den Blueboat Sessions, dem Get Together im XJAZZ Headquarter und kann das Team hinter dem Festival kennen lernen.

Mehr Infos und Tickets für alle XJAZZ Festival-Konzerte 2020 gibt es hier bei Ticketmaster!