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Interview

Nitro Circus-Star Travis Pastrana im Interview

Gerade hat sich Travis Pastrana mit drei Evel Knevel Stunts in Las Vegas selbst ein Denkmal gesetzt. Im Dezember kommt Pastrana mit den Jungs von Nitro Circus live mit der Show "You Got This!" nach Deutschland. Im Interview mit Ticketmaster verrät der Motocross-Star, was die Fans bei Nitro Circus 2018 erwartet. (Foto: Getty Images for History)

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Am letzten Wochenende trat Motocross-Superstar und Stunt-Ikone Travis Pastrana in die Fußstapfen der amerikanischen Legende Evel Knievel. Dessen Versuch am 31. Dezember 1967 über die berühmten Fontänen der Brunnen vor dem Ceasars Palace in Las Vegas zu springen, missglückte damals gründlich und Evil Knievel zog sich vielfache Knochenbrüche zu. Mit weniger Anlauf gelang Travis Pastrana 50 Jahre später und live im amerikanischen Fernsehen der legendäre aber wahnsinnig gefährliche Stunt in der amerikanischen Zockermetropole.

In der Motocross-Welt gilt Travis Pastrana als Legende. Schon im jungen Alter von 20 Jahren gelang es ihm als erster Mensch aller Zeiten, mit dem Motorrad einen Double Backflip ohne Sturz zu landen. Seit 2006 ist der 34-jährige US-Extremsportler regelmäßig in der Show Nitro Circus zu sehen, die mit ihrer neuen Live-Show „You Got This!“ im Dezember 2018 nach Mannheim und München kommt. Wir haben den verrücktesten Motocross-Stuntfahrer unserer Generation zum Interview getroffen.

Travis Pastrana Nitro Circus

Anfang Juli 2018 springt Travis Pastrana über die berühmten Fontänen vom Caesars Palace in Las Vegas – live im amerikanischen TV. (Foto: Getty Images for History)

Travis, du bist seit fast zwei Jahrzehnten eine Ikone im Motocross. Wie bist du überhaupt zum Motocross gekommen?

Pastrana: Meine Eltern sind beide Motocross in ihrer Freizeit und am Wochenende gefahren. Als ich 4 Jahre alt war, habe ich mein erstes Motorrad zu Weihnachten bekommen. Außerdem waren alle meine Onkel Motorradfahrer und mein Vater war glücklicherweise Bauunternehmer. Wir hatten also immer Ausrüstung parat, zum Beispiel Bagger und Bulldozer. Wir waren eigentlich täglich nach der Schule auf dem Gelände, um Rampen und Pfade zu bauen.

Also bist du sozusagen ein geborener Motocross-Artist?

Pastrana: Das, was wir damals gebaut haben, war eher wie ein Freestyle-Park. Die Strecken haben sich immer geändert, wir haben Hindernisse gebaut und wieder entfernt. Es hat aber echt Spaß gemacht, als Fünf- oder Sechsjähriger auf den Baggern zu sitzen. Jedes Mal, wenn ich von der Schule kam dachte ich mir: „Okay, wo kann ich heute hingehen?“ Dort konnte ich meiner Kreativität immer freien Lauf lassen.

Viele Motocross-Fahrer geben ihren Motorrädern Namen und hüten die Maschinen wie ihre eigenen Kinder. Wie ist das bei dir?

Pastrana: Von allen Rennfahrern kümmere ich mich am wenigsten um meine Motorräder. Meistens setze ich mich einfach drauf und fange mit der Show an.

Benutzt du für deine Tricks immer das gleiche Motorrad oder hast du unterschiedliche Geräte?

Pastrana: Für die Tricks braucht man eigentlich nichts wirklich Spezielles. Anders als bei den Motocross-Rennen, da braucht man wirklich spezifische Motorräder. Sie müssen immer richtig eingestellt sein, denn man versucht immer, 10 % schneller zu sein als die anderen. Für den Freestyle reicht es, wenn das Motorrad cool aussieht. Ich leihe mir meistens einfach ein Motorrad in dem Land, in dem ich mich gerade befinde.

Travis Pastrana 2018

Auf dem Motorrad fühlt er sich am wohlsten: Travis Pastrana während der dreistündigen TV-Live-Show in Las Vegas. (Foto: Getty Images for History)

Gibt es irgendwelche Grenzen, wenn du deine Stunts vorbereitest oder probierst du alles aus, das neu und verrückt ist?

Pastrana: Jeder sagt immer, man muss verrückt sein, um solche Stunts zu machen. In Wirklichkeit verletzen sich die richtig Verrückten aber einfach viel zu oft. Versteh mich nicht falsch, ich habe mich auch schon oft verletzt, aber man muss die Risiken immer abwägen. Es ist wichtig, selbstbewusst zu sein und an die Risiken heranzutreten, aber man muss auch immer wissen, was man schaffen kann und was nicht.

Wie bereitest du dich auf einen großen Wettbewerb oder ein wichtiges Rennen oder eine Nitro Circus Show vor? Gibt es irgendwelche Rituale, die du immer vor einem großen Rennen machst?

Pastrana: Ich war tatsächlich schon einmal abergläubig. Einmal hatte ich das Haftmittel blue gear benutzt und hatte einen schlimmen Sturz. Danach habe ich gemerkt, dass ich immer dann gestürzt bin, wenn ich blue gear benutzt hatte. Normalerweise bin ich aber nicht abergläubig. Ich glaube, dass man für ein eigenes Glück verantwortlich ist. Im Großteil der Fälle denke ich: Je besser du vorbereitet bist, desto besser stehen die Chancen auf  einen Gewinn.

In deiner sportlichen Laufbahn hast du so gut wie alles erreicht, was man nur erreichen kann. Was sind deine Ziele für die Zukunft? Liegt der Fokus eher auf dem NITRO-Circus oder lehnst du dich jetzt zurück und hast einfach Spaß?

Pastrana: Ich wache jeden Morgen mit einer Leidenschaft auf. Mein Fokus lag stark auf NASCAR, dem Freestyle und ich habe wirklich viel mit NITRO-Circus erreicht. Ich  habe in den letzten Jahren viele Rampen entwickelt und Figuren ausgearbeitet, habe Motorrad Videos gedreht. Letztes Jahr habe ich es dann mal ein bisschen ruhiger angehen lassen und mich wieder auf die Rennen konzentriert. Ich gewann die Nord-Amerika Rallye und das war einfach toll.

Dieses Jahr liegt mein Fokus auf den Touren und darauf, wie wir uns noch weiter verbessern können. Bei den Outdoor-Events wollen wir noch mehr schaffen, wir wollen noch höher in die Luft, auf Rampen, die wir bisher noch nie benutzt haben. Es wird wirklich spektakulär! Für die Indoor-Events versuchen wir mit unseren Motorrädern und anderen Fahrzeugen bis zur Decke zu kommen. Alles in allem wird es also ein sehr spektakuläres Jahr für uns!

Nitro Circus Deutschland 2018 mit Travis Pastrana

Hier springt Travis Pastrana über 52 ausrangierte Auto, was einer Distanz von 43 Metern entspricht. Evil Knievel schaffte es im Jahr 1967 nur über 50 Autos. (Foto: Getty Images for History)

Deutschland liebt Motorräder und alles, was schnell fahren kann. Im Dezember macht Nitro Circus wieder Halt in Deutschland, freust du dich schon auf die deutschen Fans?

Pastrana: Ja, Deutschland ist super interessant. Wenn man in Deutschland von Stadt zu Stadt reist, entdeckt man in jeder Stadt eine neue Kultur, die anders ist, als in der Stadt vorher. Ich glaube das ist in Deutschland extremer, als in jedem anderen Land. Es hat immer großen Spaß gemacht, das zu erleben. Ich glaube aber, dass man in Deutschland das Publikum erst einmal für sich gewinnen muss.

Es ist anders, wenn man zum Beispiel in Japan ist, dort kennen die Menschen diese Art von Sport noch nicht so gut und das Publikum ist schnell zu begeistern. In Australien und Süd-Afrika ist es sehr entspannt, die Menschen schauen sich die Show an und trinken ein Bier dabei. Die Franzosen sind ein sehr lautes Publikum, das ist beim deutschen Publikum auch eher anders. Für uns bedeutet der deutsche Markt, wirklich bei der Sache zu sein und sich anzustrengen. Die letzten Male hat das alles immer gut funktioniert, ich bin gespannt, ob wir es dieses Mal sogar noch besser machen können.

Was können die deutschen Fans von der Nitro Circus Show 2018 erwarten?

Pastrana: Wir reden hier von Action Sport und unsere Tour trägt den Namen “You Got This”. Alles, was wir bisher erst beim großen Finale gezeigt haben, wird diesmal als Basic-Trick gezeigt. Action Sport entwickelt sich so schnell und auch die Tricks legen eine rasante Entwicklung hin, aber eine noch größere Entwicklung hat eindeutig unsere Tour gemacht. Ich hoffe, dass auch Menschen, die nichts mit Action Sport am Hut haben kommen werden und sich begeistern lassen von der Energie und der Atmosphäre. Ihr werdet einen Mann auf einer Couch mit Rollen sehen, der einige Meter hoch in die Luft fliegt, fast bis zum Himmel. Das mag zwar ein bisschen eigenartig wirken, aber es ist spektakulär!

Die Vorbereitungen zur neuen Nitro Circus Tour 2018 laufen auf Hochtouren. Einen Eindruck von Nitro Circus „You Got This!“ 2018 erhaltet ihr im Video:

Nitro Circus: You Got This Tour - Coming to North America, Fall 2018

Wie verrückt muss man sein, um Teil des Nitro-Circus zu sein? Wer ist deiner Meinung nach der verrückteste Typ in der Show?

Pastrana: Das ist eine gute Frage. Bei NITRO-Circus heißt es, man muss entweder der Beste sein, in dem, was man tut, oder man muss bereit sein, Dinge zu tun, die sich niemand anderes auf der Welt traut. Es ist eigentlich der sicherere Weg, der Beste der Welt zu sein, denn wenn man bereit ist, Dinge zu tun die sonst niemand tut, wird man einige schwere Stürze erleben müssen.

Ich glaube der verrückteste ist Dusty Wiger. Er bezwingt die Rampen mit allem Möglichen. Mit verschiedenen Boards, einer Couch, einem Schaukelpferd. Gäbe ihm jemand aus dem Publikum Rollerskates – er würde es wahrscheinlich annehmen und es einfach durchziehen. Ich glaube, er macht sich nie große Sorgen. Er ist auch wirklich gut in allem – sei es skaten oder Motorrad fahren. Der beste, in dem was er tut, ist aber meiner Meinung nach Ryan Williams.

Wenn ich mir deine Stunts anschaue, kommt es so rüber, als würdest du nichts fürchten. Gibt es irgendwas, wovor du Angst hast?

Pastrana: Oh doch, ich habe auf jeden Fall vor vielen Dingen Angst. Meine größte Angst ist fast schon metaphorisch. Es ist schwer für mich, langsam zu machen. Mein Körper wird aber älter und ich habe Angst davor, mich immer weiter anzutreiben, weiterhin Touren zu machen und zu reisen, auch wenn mein Körper das irgendwann nicht mehr mitmachen wird. Aber das ganze macht auch sehr viel Spaß und wir werden sehen, was die Zukunft bringt.

Eine andere Angst von mir ist die Angst vor Haien. Es ist ein Horrorszenario für mich, im Meer zu schwimmen und plötzlich auf einen Hai zu treffen. Auch, wenn das wahrscheinlich nie passieren wird.

Du sagtest du hast Angst davor, dass dein Körper irgendwann einmal nicht mehr mitspielt. Wie lange denkst du wirst du noch die Stunts machen und auf Tour gehen können?

Pastrana: Gute Frage. Ich möchte es so lange machen können, wie möglich, aber irgendwann wird man auch einfach zu alt für Action Sport. Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich bis an mein Lebensende Motorrad fahren werde, aber eben nicht auf die Art und Weise, wie ich es momentan tue. Wahrscheinlich werde ich mich aber irgendwann, wenn mein Körper nicht mehr so oft in Mitleidenschaft gezogen werden will, etwas mehr um den organisatorischen Kram kümmern. Ich konzentriere mich jetzt schon weitaus mehr auf das Schneiden und Entwickeln von Videos und genieße auch die Arbeit mit Fahrern und das Reisen mit Nitro Circus.


 

Nitro Circus Live in Deutschland

München: Dienstag, 4. Dezember 2018 – Olympiahalle

Mannheim: Samstag, 8. Dezember 2018 – SAP Arena

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