Sport

Die sechs Tage von Berlin

Früher war alles besser? Nicht, wenn es um das Berliner Sechstagerennen geht! Selten waren die Rennen im Velodrom an der Landsberger Allee kurzweiliger und spannender als heute: Action, Spaß, Spannung, Unterhaltung, Party und Sport – das ist die Mischung, die das Sechstagerennen in der Hauptstadt für Jung und Alt und Jedermann ausmacht. Nicht umsonst drücken sich Stars wie Tatort-Kommissar Jan-Josef Liefers, Diskus-Olympiasieger Robert Harting, Schlagerstar Frank Zander, die Box-Profis Wladimir und Vitali Klitschko sowie Arthur Abraham – um nur einige zu nennen –  regelmäßig bei diesem einmaligen großen Berliner Sportevent die Klinke in die Hand, um die besondere Atmosphäre zu erleben.

Als die Berliner Sixdays 1909 in den Ausstellungshallen am Bahnhof Zoo zum ersten Mal ausgetragen wurden, haben die Organisatoren sicherlich nicht daran geglaubt, dass es ihre Veranstaltung auch noch mehr als 100 Jahre später geben wird und sie aus dem Berliner Sport-Kalender nicht mehr wegzudenken ist, das Sechstagerennen ist eine Berliner Institution. Am 23. Januar fällt der Startschuss zur bereits 103. Auflage, dann werden die Stars auf den zwei schmalen Reifen wieder sechs Tage lang um den Sieg kämpfen.

Ein Kampf waren die Sechstagerennen damals in ihren Anfangsjahren und bis in die Fünfziger hinein, denn sie machten ihrem Namen alle Ehre: Es wurde sechs Tage lang in Zweierteams pausenlos Rad gefahren. Es musste immer ein Rennfahrer aus einer Mannschaft auf der Bahn sein, jeder hatte pro Tag nur drei Stunden Zeit zum Schlafen oder Ausruhen. Es soll sogar Rennfahrer gegeben haben, die die sechs Tage eingeschlossen auf der Radrennbahn nicht ausgehalten haben und die Chance zur „Flucht“ genutzt haben, als die Bahn für fünf Minuten geöffnet wurde, damit frisches Bier in den Innenraum geliefert werden konnte. Sie wurden nie wieder irgendwo gesehen.

Diese unmenschlichen Strapazen müssen die Rennfahrer heute natürlich nicht mehr durchstehen, dennoch setzt das 103. Berliner Sechstagerennen nach dem Motto „Tradition mit Zukunft“ mit dem Macher Reiner Schnorfeil, der Heinz Seesing nach vielen Jahren nun als Geschäftsführer ablöste, sowie dem Sportlichen Leiter Dieter Stein auf Altbewährtes. Das Berliner Sechstagerennen besteht aus zahlreichen beliebten und kurzweiligen Teilwettbewerben, aus denen dann die Gesamtwertung zusammengerechnet wird; die Rennen sind deswegen aber nicht weniger hart, wird heute dafür viel schneller um die Bahn gerast. Rundenrekordfahren, Ausscheidungsfahren, Dernyrennen, die Jagden und vieles mehr sorgen für ein abwechslungsreiches Programm, welches durch großartige Showeinlagen von Musikern, Sportlern und anderen Stars unterstrichen wird. Neben dem Hauptwettbewerb kämpfen im Rahmen der Nachwuchs, die Frauen sowie die Sprinter und Steher um die Siege.

Auch wenn die Rennen nicht mehr rund um die Uhr gehen, sind die Sechstage-Fahrer natürlich trotzdem die ganzen sechs Tage voll ins Sechstagerennen eingebunden. Ein typischer Tagesablauf eines Rennfahrers besteht nach dem Aufstehen aus Frühstücken, etwas Training auf der Bahn, um die Beine lockerzufahren, vielleicht noch ein paar Absprachen mit seinem Mechaniker, Massage, Essen in der Küche der Radrennbahn, Vorbereitung auf die Rennen und dann geht es los mit dem abendlichen Rennprogramm.

 

Die Stars des Sechstagerennen

Einer der den allabendlichen Trubel auf der Radrennbahn vollends genießt ist Marcel Barth. „BallerBarth“ ist immer für einen Spaß zu haben, er ist der „Laola-König“ – also der quasi der Chef beim Balustradensprint. „Mir macht es Spaß für Furore zu sorgen und das Publikum zu begeistern. Denn das ist es, was unser Geschäft auch ausmacht: Auf der einen Seite der knallharte und packende Sport und auf der anderen Seite die Parties und kleinen Showeinlagen, die manche Fahrer zu bieten haben.“ Mit seinen selbst ausgedachten verrückten Kostümen, bei denen Mutti etwas beim Schneidern hilft, dirigiert der bekennende Single, der auch der Star auf so mancher Party ist, jede Nacht die Laola-Welle fürs Publikum, während sich die lange Fahrer-Schlange wie ein Fakir auf der Bahn entlang schlängelt und damit eine fantastische Karnevalsstimmung im Velodrom erzeugt. Und alle Fahrer machen mit.

Die Sprinter im ausgeklügelten Rahmenprogramm sind faszinierende Persönlichkeiten und Typen, wenn nicht sogar die faszinierendsten Athleten überhaupt im Radsport. Wo sonst kann man Männer mit Bodybuilder-Figuren sehen, die blitzschnelle Runden in dem Velodrom absolvieren. Einer von ihnen ist der Olympia-Bronzemedaillen-Gewinner im Teamsprint, Robert Förstemann. Der Geraer Modellathlet hat einen unglaublichen Oberschenkelumfang von 73 Zentimetern – ja, pro Bein! Förstemann, der durch einen Gendefekt solche atemberaubenden Muskelpakete hat, selbst liebt seine muskulären Oberschenkel, aber hasst es Hosen zu kaufen: „Das ist echt ein Problem. Ich muss sie immer einige Nummern größer nehmen und sie dann auf die richtige Länge kürzen lassen…“ Alles hat also seine Vor- und Nachteile. Aber damit kann er auf über 70km/h beschleunigen und umrundet die 250 Meter lange Bahn in rund zwölf Sekunden. Ihr könnt euch das nicht vorstellen? Dann kommt ins Velodrom und seht selbst!

Die verrücktesten auf dem Holzoval sind wohl die Steher und ihre Schrittmacher. Es ist atemberaubend, wenn die Gespanne – teilweise zu dritt nebeneinander – mit Spitzengeschwindigkeiten von 90 bis 100 km/h durch die Steilkurven rasen – also nichts für Angsthasen! Die Steher halten dabei nur wenige Millimeter Abstand zu der sich frei drehenden Rolle der Schrittmachermaschine – einem speziell umgebauten Motorrad –, die Schrittmacher berühren sich fast gegenseitig. Packend sind die Duelle untereinander: Schafft der Steher an seinem Konkurrenten vorbeizukommen oder verliert er – den großen Anstrengungen geschuldet – den Anschluss an die Rolle seines Schrittmachers? Schließlich muss der Angreifer rund 10 km/h schneller fahren. Und umso schneller die von Taktik geprägten Rennen werden, desto lauter werden die Schrittmachermaschinen: Ein großartiger dröhnender Klang, der durch das ganze Velodrom schallt. Der „Weltpokal der Steher“ ist also ein Spektakel, welches nicht nur was für Radsportfans ist, sondern auch für die des Motorsports, wenn die 650 ccm BMW-Boliden um die Bahn rattern.

Wenn ihr das alles erleben wollt, sichert euch jetzt schon euer persönliches Sechstagerennen-Erlebnis. Denn nach den Erfahrungen der letzten Jahre ist es empfehlenswert, rechtzeitig zu bestellen, um die spannenden Rennen von den besten Plätzen genießen zu können!

Tickets für das 103. Berliner Sechstagerennen gibt es hier!

Berliner Sechstagerennen