Musik

Flaschenpost: Liebe Nana Mouskouri

Liebe Nana Mouskouri,

als Kind saß ich samstags oft mit meiner Oma auf der Couch vor dem Fernseher und guckte die Peter-Alexander-Show. So kam es zu dem Moment, als ich Sie zum ersten Mal singen hörte. An das Lied, das sie zum Besten gaben, kann ich mich heute – vier Jahrzehnte später – nicht mehr erinnern. Sehr wohl aber blieb mir Ihre glockenhelle Stimme und die Schwarz gerahmte Brille im Gedächtnis. Ihr markantes Nasenrad ist nun schon seit über fünf Dekaden Ihr Markenzeichen. Und das, obwohl Ihnen anfangs alle davon abrieten, das Gestell auch während Ihrer Auftritte zu tragen. Aber hinter den biederen Outfits, die Sie zu Beginn Ihrer Karriere noch zur Schau trugen, steckte auch schon damals ein kluger Kopf mit Durchsetzungskraft. „Weiße Rosen aus Athen“ – Ihr Überhit aus dem Jahr 1961 war zugleich Fluch und Segen für Sie. Einerseits machte das Lied Sie auch außerhalb Ihrer griechischen Heimat über Nacht zum gefeierten Star – 38 Wochen hielt sich das Stück allein in der deutschen Hitparade. Dank Ihrer sprachlichen Begabung wurde der Song in so viele Sprachen übersetzt, dass er zu Ihrem Flugticket rund um den Globus wurde. Andererseits verpasste Ihnen der Song aber auch den Schlagerstempel, den Sie über Jahrzehnte nicht abschütteln konnten. Und der sich mit dem Hit „Guten Morgen Sonnenschein“, den Sie so munter flöteten, noch verfestigte. Ihre musikalische Vielseitigkeit, die sich besonders in Ihrer Vorliebe für Jazz und in Vorbildern wie Ella Fitzgerald, Billie Holiday oder Frank Sinatra ausdrückte, wurde geradezu ignoriert. Zum Glück nicht von allen: Lange bevor Produzent Quincy Jones mit Michael Jackson Erfolge feierte, lud er Sie in die USA ein und nahm 1962 mit Ihnen das Jazz-Album „The Girl From Greece Sings“ auf. In Amerika öffnete es Ihnen die Türen – sie sangen Duette mit Julio Iglesias und Joan Baez, gingen auf Tour mit Harry Belafonte. Aber hierzulande gab es die Anerkennung für die Musik, die Ihnen wirklich am Herzen liegt, erst 1999 bei der Wiederveröffentlichung der Platte unter dem Titel „Nana Mouskouri in New York“. Plötzlich kapierten auch die Deutschen, dass Sie noch eine andere Seite haben fernab des Schlagers und der Chansons. Nicht umsonst füllten Sie die größten Konzerthallen in London, New York und Sydney, erhielten mehr als 300 Goldene-, Platin- und Diamantene Schallplatten und verkauften über 250 Millionen Tonträger, was sie nach Madonna zur kommerziell erfolgreichsten Sängerin aller Zeiten macht. Kein Zweifel: Für eine Frau mit Hipsterbrille und nur einem Stimmband haben Sie es weit gebracht! Ganz nebenbei engagierten Sie sich auch noch als UNICEF-Sonderbeauftragte und in der Politik, der Sie vor Jahren etwas desillusioniert den Rücken kehrten. Nicht so dem Tourleben: Nachdem Sie bereits 2008 auf Abschiedstournee gingen, gab es glücklicherweise immer mal wieder eine Zugabe. Wenn Sie jetzt, zu Ihrem 80. Geburtstag am 13. Oktober, für sechs Deutschlandtermine auf „Happy Birthday Tour“ gehen und dafür auch Ihre singende Tochter Lénou mitbringen, dann wird das eine großartige Werkschau Ihres ganzen Könnens sein und eine Künstlerin feiern, die es so kein zweites Mal gibt. Alles Gute zum 80., Nana Mouskouri!

 

Herzlichst, Ihre Katja Schwemmers

 

Nana Mouskouri live 2014

Nana Mouskouri feiert ihren 80. Geburtstag im Oktober gemeinsam mit ihren Fans – auf einer „Happy Birthday Tour“ durch fünf Städte. Deutschland-Premiere ist am 2. Oktober im Leipziger Gewandhaus. Es folgen Konzerte in Chemnitz, Berlin, Frankfurt/M. und Hamburg sowie am 7. Oktober in Wien.

Nana Mouskouri Tickets gibt’s auf Ticketmaster!

 

Flaschenpost mit Katja Schwemmers

Unsere Gastautorin Katja Schwemmers schreibt sich in unserer Rubrik „Flaschenpost“ alles von der Seele – als Brief an jene, die manchmal so weit weg erscheinen und denen wir trotzdem so viel zu sagen haben.