Musik

Avicii eröffnet den größten Club der Welt – David Guetta schließt ihn

Zwei der weltweit erfolgreichsten DJs gehören zu den Headlinern des Big CityBeats WORLD CLUB DOME 2015 vom 5. bis 7. Juni 2015 in Frankfurt. Die Super Avicii und David Guetta eröffnen und schließen den größten Club der Welt, der für ein Wochenende in die Commerzbank-Arena gebaut wird. Ein Gespräch mit Star-DJ David Guetta über sein neues Album „Listen“, volle Terminpläne und seine Kinder, die ihm die Erlaubnis zum Telefonieren geben.

Wie viel Druck hast du beim Beginn der Arbeiten am neuen Album gespürt? Mein vorheriges Album war ein sehr, sehr großer Erfolg. Wir haben mehr als vier Millionen Alben verkauft, was enorm ist. Es gibt weltweit nur einige wenige Künstler in diesem Jahr, die Ähnliches geschafft haben. Aber daher kommt der Druck nicht. Natürlich hoffe ich immer, es besser zu machen. Jedes meiner Alben war immer erfolgreicher als der Vorgänger.  Der Druck entsteht eher, ob ich in der Lage bin, mit etwas Neuem zu kommen. Als Produzent ist dies der größte Druck, weil, wenn du einen neuen Stil gefunden hast… weißt du, als ich anfing, mit der Kombination von Urban und Dance Music, war das einfach: Wow! Das ist der  Guetta-Sound. Ich habe zwei Alben in diesem Stil gemacht. Mehr oder weniger. Da war  „Titanium“ wie ein erster Schritt in eine andere Richtung, aber ich wurde dadurch richtig berühmt. Ich fühlte mich wie: Ok, das hier ist schon so oft gemacht worden, ich muss jetzt mit etwas komplett Neuem kommen. Ich hatte auch ein bisschen das Gefühl, unsere Musik sei ein wenig in einem komischen Umfeld. EDM, so viel Spaß es auch als DJ macht, es zu spielen, ist ein bisschen zu sehr formatiert, wenn ich das so sagen darf. Immer dieselben Sounds; es ist cool, das als DJ zu spielen, aber will ich das auch auf einem kompletten Album haben? Also, was kann ich machen? Ich brauchte einige Zeit, endlich etwas zu finden, von dem ich dachte, dass sowohl neu und anders für mich war als auch wirklich spannend. Ich denke, meine erste Single „Dangerous“ ist vielleicht der drastischste Wechsel meiner Karriere.

Dein neues Album ist jetzt draussen…  Oh mein Gott, das war so anstrengend! Weil ich einen Monat zu spät dran war. Meine Plattenfirma hat mich ständig angerufen: Bist du fertig? Bist du fertig? Bist du fertig? Sie haben auch die Promotion geplant und ich dachte, ich würde fertig sein, also musste ich tagsüber Promotion machen und nachts im Studio arbeiten. Das war echt krank. Ich bin so froh, dass es vorbei ist, weil es echt zu viel war. Für die letzten Details brauchte ich im Prinzip mehr Zeit als für das Erstellen der Songs. Das ist das Verrückte an Produktionen: Die kleinen Dinge nehmen viel Zeit in Anspruch, aber sie machen auch einen echten Unterschied aus. Selbst die sehr kleinen Details. Diesmal ist es vorbei. Ich habe das Master gemacht und das war es dann!

Wie hart war der Moment zu sagen, ok – es ist fertig? Seit meinem ersten Album arbeite ich mit derselben Person bei meinem Label zusammen. Sein Name ist Pierre-George und er ist aus Paris. Er kennt mich, ich bin niemals zufrieden. Deswegen habe ich drei Jahre lang daran gearbeitet. Er meinte: OK, hier ist deine Deadline. Du musst zu diesem Zeitpunkt fertig sein. Das war im Prinzip vor einem Monat.  Aber es war wahrscheinlich ein guter Schachzug, denn sonst säße ich bestimmt noch das nächste Jahr an dem Album. An einem gewissen Punkt ist es gut, auch wenn es stressig ist: OK, das ist es jetzt. Wir müssen fertig werden.

Wie läuft normalerweise die Zusammenarbeit mit anderen Künstlern? Showtek erzählten mir schon im Januar, dass du in deren Studio in Eindhoven warst… Wirst du die anderen Künstler, mit denen du etwas machst, auch noch sehen, ist das möglich? Ich verstehe das total, denn wenn ich arbeite, möchte ich in meiner eigenen, gewohnten Umgebung sein, wenn ich als Produzent arbeite. Ich hatte damals diese Songidee mit „Bad“ und ich wusste wirklich, was ich wollte. Ich wollte diesen Showtek-Sound und deswegen machte ich auch ein Demo, das sehr „Showteky“ klang: OK, das Beste wäre, zu ihnen zu gehen, wenn ich es so machen wollte. Deswegen ging ich in ihr Studio, weil ich natürlich diesen Sound haben wollte. Es ist das Beste, im eigenen Terrain zu sein. Wir haben die Scheibe fertig gemacht, das Ergebnis war großartig. Es ist eine tolle Party-Platte und das war auch Teil der Strategie. Ich wollte wirklich diese krachenden Club-Scheiben machen, bevor ich mit dem Album herauskommen würde. Das ist fast so, als würde man die Leute auf die falsche Fährte führen. OK, ich habe also diese Scheiben gemacht, damit jeder denken würde, ich käme mit diesem Sound zurück, aber in Wirklichkeit kam ich mit „Dangerous“ zurück, das komplette Gegenteil! Ich liebe das. Ich denke, es ist gut, die Leute zu überraschen.

Wenn es der Song wert ist, reist du also auch in kalten Winternächten in Kleinstädte? Natürlich, das habe ich auch schon vorher gemacht. Als ich zum Beispiel Afrojack entdeckt habe, war er nicht berühmt und lebte noch immer in seinem Apartment. Ich bin hin zu ihm und habe im Bett auf seinem Boden geschlafen. Das ist völlig OK. Es macht mich glücklich, Musik zu kreieren und gleichzeitig nicht an einem supernoblen Platz zu sein. Das ist nicht so wichtig.

Wie viele Anfragen von Leuten bekommst du, die mit dir arbeiten wollen und die du ablehnen musst? Das passiert natürlich uns allen. Die Zeit im Leben ist unglücklicherweise begrenzt. Als ich anfing erfolgreich zu werden, habe ich noch zu jedem Ja gesagt. Eines Tages sagte mein Manager zu mir: David, du musst damit aufhören. Bist du verrückt? Es ist physisch gar nicht möglich. Wie willst du das alles hier machen? Ich antwortete: Argh, du hast Recht. OK,  ich muss nur auswählen. Manchmal ist es hart, aber ich kann nicht alles machen.

Gibt es da noch alte Versprechen, die du gegeben hast? Die gibt es nicht mehr. Ich bin jetzt vorsichtig. Aber am Anfang war das so, ja.

Dein DJ-Terminplan ist einer der vollsten der Welt. So wie im letzten Monat: Ibiza – Las Vegas – Ibiza – Las Vegas, unzählige Male hintereinander. Wie verbringst du die Zeit auf den vielen Langstreckenflügen? Einer der besten Momente für mich ist, wenn ich im Flieger an Musik arbeiten kann.  Auf langen Flügen ist es toll, weil da es kein Telefon und Internet gibt; niemand spricht mit mir, also bin ich fokussiert wie nie. Das ist großartig. Ja, ich kann an Musik arbeiten und auch schlafen. Wir reden hier über den September: Ich habe auf Ibiza aufgelegt, donnerstags im Pacha, jeden Freitag und Samstag in Las Vegas. Das war schon ein verrücktes Leben. Ich musste ja noch das Album fertigstellen und ein Video für „Dangerous“ drehen – das ist schon krank. Ich muss sagen, es war dann auch eher so, dass ich, immer wenn ich konnte, einfach nur geschlafen habe. Du bist im Flieger (macht schnarchende Geräusche), du bist im Auto  (machte schnarchende Geräusche). Es war wirklich so.

Ein Leben wie deins muss top effizient geplant sein. Wie funktioniert das täglich? Ich benutze ein System im Internet, weil ich verschiedene Leute mit verschiedenen Interessen habe. Manchmal ist es kompliziert, weil meine Plattenfirma möchte, dass ich Interviews gebe. Meine Agenten wollen, dass ich Konzerte gebe, meine Familie möchte mich zuhause haben. Alle diese wichtigen Menschen in meinem Leben haben Zugang zu meinem Terminplan und sie können Termine dazu schreiben, aber sie können nicht überschreiben, was andere vorher eingetragen haben. Manchmal ist das Ganze wie ein Wettbewerb, jeder will der Erste sein; aber manchmal ändere ich die Sachen natürlich auch, aber es ist oft sehr, sehr verrückt.

Haben deine Kinder auch Zugang zu deinem Kalender? Sie sind noch zu klein. Mein Sohn ist eigentlich schon groß genug, aber er schafft das nicht.  Würde ich nur auf meinen Sohn hören, würde ich gar nicht arbeiten. Ich würde mit ihm zuhause im Park Fußball spielen und den ganzen Tag an der Playstation sitzen.

Also musst du die Zeit mit den Kindern auch planen? Das mache ich jetzt, weil ich es seit Längerem nicht mehr gemacht habe. Es gibt Momente, in denen es heißt: Kids, sonst nichts. Dann darf auch niemand etwas in den Kalender eintragen.

Stell dir einen Tag vor, an dem du nichts mit Musik tun darfst. Auch die Kinder sind mit etwas anderem beschäftigt, du bist allein. Wie verbringst du diesen Tag? Das kann ich schon. Wenn du jetzt von mir verlangen würdest, einen neuen Berufsweg einzuschlagen, das wäre kompliziert. Ich kann wirklich nichts anderes als DJ oder Produzent. Aber wenn du mir sagst: Möchtest du ein neues Leben für eine Woche? Dann könnte ich schon in den Bergen leben und jeden Tag Ski fahren. Oder ich hätte ein kleines Haus am Strand und würde jeden Morgen tauchen gehen. Yeah, ich kann Spaß haben!

Noch einmal zurück zu deinem vollen Terminplan. Kannst du wirklich entscheiden, eine Woche frei zu machen? Das ist utopisch. Ich denke, es gibt mir Sicherheit zu sagen, dass ich es könnte. Aber eigentlich kann ich es nicht. Außer mit meinen Kindern. Das werde ich zum Beispiel nächste Woche tun, ich mache eine Woche frei wegen meiner Kinder. Und sie sind die einzigen, die mich vom Arbeiten abhalten können. Wenn ich ans Telefon gehe, dann heißt es immer: Nein, nein, nein, nein, du hast nicht unsere Erlaubnis zu telefonieren.

David Guetta live beim BigCityBeats WORLD CLUB DOME

Zusammen mit Avicii, Dimitri Vegas & Like Mike, Steve Aoki, Hardwell u.v.a.

BigCityBeats WORLD CLUB DOME
05. – 07.06.2015
150 DJs und 12 Floors
Commerzban-Arena, Frankfurt am Main

Tickets gibt’s bei Ticketmaster!