Musicals & Shows
Flaschenpost: Liebe Andreja Schneider
Liebe Andreja Schneider,
Sie werden sich bestimmt nicht mehr daran erinnern. Aber vor vielen Jahren sind wir einmal zusammen Auto gefahren. Es war eine sehr lustige Fahrt. Max Raabe saß am Steuer seines VW Käfers, ich saß ziemlich eingequetscht auf der Rückbank und Sie vorne auf dem Beifahrersitz. Wir hatten Sie an der Straße aufgegabelt, angehupt und ein Stück mitgenommen. Sie kamen gerade von einer Theaterprobe, wir auch. Entsprechend quietschig und überdreht waren wir alle drei. Ich glaube, wir planten schon an der Budapester Straße Richtung Großer Stern einen Liederabend, und Sie machten Vogelstimmen nach. Es war eine der lustigsten Autofahrten meines Lebens. Und ich fand Sie großartig und hinreißend komisch. So großartig und hinreißend, wie in Ihren Bühnen- und Filmrollen.
Auf dem Tresen singend wurden Sie entdeckt. Einer ihrer Gäste am Tresen war Ursli Pfister alias Christoph Marti. Er hörte sie nachts singen, verpasste Ihnen den Namen Fräulein Schneider und engagierte Sie für die Pfisters. Der Rest ist bekannt.
Als bulgarische Angetraute vom Toni bereisen Sie seitdem zusammen mit den Geschwistern Pfister den deutschen Sprachraum, umjubelt von allen Kritikern. Die Shows heißen Wie wär’s, wie wär’s oder Die Geschwister Pfister in der Toskana oder Die Geschwister Pfister in the Clinic.
Als weibliches Drittel der Geschwister Pfister haben Sie sich längst einen festen Platz im deutschen Kabarett erobert. Neben Ihrer Tätigkeit bei den Geschwistern Pfister arbeiteten Sie außerdem an verschiedenen anderen Projekten. So sah man Sie unter anderem in Wolfgang Beckers Das Leben ist eine Baustelle. Sie waren an der Oper Köln in Die Csárdásfürstin als Fürstin Anhilte engagiert, standen als Mrs. Peachum in Die Dreigroschenoper auf der Bühne und unter der Regie von Matthias Matschke spielten Sie das Fräulein Ingeborg und die Mrs. McNamara in Eins Zwei Drei. Von Christoph Marti wurden Sie außerdem als Rösslwirtin im prominent besetzten Weißen Rössl in der Bar jeder Vernunft besetzt.
Seit 2004 sind Sie mit ihrem eigenen Programm Pension Schneider wahnsinnig erfolgreich unterwegs. Und seit acht Jahren stehen Sie mit Katharina Thalbach im musikalischen Programm Zwei auf einer Bank auf der Bühne. Dass die meisten Menschen Sie nach wie vor als angeheiratetes Fräulein Schneider wahrnehmen, finden Sie völlig in Ordnung. Sie sind ein entspannter, freundlicher Mensch mit einem großen Herzen.
Das müssen Sie von Ihrer Mutter haben. Denn Vorbild für die bulgarische Naturgewalt Ihrer Bühnenshows ist Ihre kroatische Mutter Darinka. Sätze wie „Kroatische Küche ist gaaaanz leicht, kannst du essen so viiiiiel du willst“ oder „Ist wie ist, kommt wie kommt“ – das ist Originalton Mama Schneider, deren Lebensweisheiten Sie sich für Ihre Bühnenpersönlichkeiten klauen.
Wie viel Andreja Schneider in Fräulein Schneider steckt, wurden Sie einmal gefragt. „Fräulein Schneider und Andreja Schneider sind Kunstfiguren, die unterschiedlicher nicht sein könnten: Fräulein Schneider ist total souverän, sie hat überhaupt keine Schwierigkeiten. Weder mit dem Altern oder der Laune noch mit der Professionalität. Andreja Schneider kämpft dagegen ums Überleben in der Haifisch-Branche“, erklärten Sie damals. Ach, Fräulein Schneider, liebe Andreja Schneider, wir mögen Sie beide!
Und weil das Publikum gar nicht genug von Ihnen kriegen kann, begeben Sie sich ab dem 27. Oktober mit dem Tipi am Kanzleramt zu Ihrer ersten Mondlandung. Denn das Tipi hebt ab in den Berliner Operettenhimmel und präsentiert Paul Linckes Meisterstück Frau Luna. 1899 im Berliner Apollo-Theater uraufgeführt, ist nicht nur das Lied „Das macht die Berliner Luft“ , die inoffizielle Berlin-Hymne, ein Ohrwurm bis in die heutige Zeit. Mit einer umwerfenden Besetzung aus dem Hause Bar Jeder Vernunft wird die liebevolle Betrachtung der damaligen kleinbürgerlichen und proletarischen Szenerie Berlins aufgeführt. Und Sie, liebes Fräulein Schneider, sind dann Frau Luna, die Herrin des Mondes. Wer anders sollte es auch sein. Wir freuen uns drauf!
Herzlichst, Ihre Anne Beyer
Andreja Schneider: Frau Luna – Operette in zwei Akten Tickets
Andreja Schneider von den Geschwistern Pfister hebt ab Oktober im Tipi am Kanzleramt in den Berliner Operettenhimmel ab und gibt in Paul Linckes Meisterstück „Frau Luna“ die Frau Luna. Tickets sind ab sofort bei Ticketmaster erhältlich.
Flaschenpost mit Anne Beyer
Unsere Gastautorin Anne Beyer schreibt sich in unserer Rubrik „Flaschenpost“ alles von der Seele – als Brief an jene, die manchmal so weit weg erscheinen und denen wir trotzdem so viel zu sagen haben.