Musik
Black Book Lodge: Von der Uni ins transsilvanische Schloss
„Die klingen ja wie…“ – beginnt ein Gespräch über Black Book Lodge mit diesen Worten, dann ist kommunikative Ausdauer gefordert. Stoner-Rock von Kyuss? Absolut. Prog-Metal aus dem Hause Mastodon? Definitiv. Alternativ-Rock à la Queens of the Stone Age? Aber sowas von. Keine Frage: Wer ein Faible für Schubladen hat, der wird sich am Sound von Black Book Lodge so richtig schön austoben können. Und trotzdem – nichts davon wird als Label dem gerecht, was das Trio aus Dänemark auf die rockenden Beine stellt.
Bei ihnen treffen bleischwere Gitarren-Riffs auf treibende Melodien und anspruchsvolles Songwriting. Dass diese nur schwer zu kategorisierende Mischung überaus gefragt ist, beweist der stetig steigende Erfolg, den die Band aus Kopenhagen seit ihrer Gründung 2011 verbuchen kann. Bereits ihre erste EP, „We are Legion“, die sie kostenlos auf Bandcamp veröffentlichte, wurde von Publikum und Kritikern gleichermaßen euphorisch aufgenommen und bescherte der Gruppe eine Position als Tour-Support für die Thrash-Metal-Heroen von The Kandidate. 2014 sollte schließlich auch ihr Debütalbum „Tûndra“ für Lobeshymnen sorgen – und das weit über die heimischen Landesgrenzen hinaus. Ob nun durch die rohe Energie der Vocals von Gitarrist Ronny Jønsson, das tieftönende Wummern des Basses von Trygve Borelli Lund oder das kompromisslos-antreibende Drum-Spiel von Jakob Gundel – nicht selten ist es die unbändige Kraft und Unkonventionalität der Songs, die Fans und Presse zum Jubeln bringt.
Spricht man Bassist Trygve Borelli auf mögliche Gründe für den schnellen Erfolg der Band an, zuckt er nur entschuldigend mit den Achseln: „Ich weiß es nicht, um ehrlich zu sein. Die meisten Bands haben etwas Einzigartiges zu bieten, schätze ich. Es ist nur eine Frage des Geschmacks, ob’s einem gefällt oder nicht. Wir haben vielleicht einfach nur Glück, dass die Leute mit unserer Musik grade etwas anfangen können.“ Dass trotz vielfältiger musikalischer Einflüsse das Debüt „Tûndra“ dabei von Kritikern vor allem als Stoner-Rock Album verstanden wird, kann der Bassist durchaus nachvollziehen. „Der Geist ist ein dreckiger Schwamm und er saugt einfach alles auf. Ich schätze wir waren etwas befallen vom Stoner-Rock-Sound als Tûndra aufgenommen wurde. Wir wollten diesen dreckigen und dunklen Klang. Jetzt haben wir irgendwie genug davon, wer hätt’s gedacht. Aber das betrifft wirklich nur den Sound – die Sahne auf dem Kuchen“, erklärt er weiter. „Unsere Melodien sind hauptsächlich inspiriert durch Künstler, die absolut nichts mit Metal zu tun haben. Wahrscheinlich deshalb, weil die meisten Melodiestimmen, die bisher von Metal-Bands geschaffen wurden, ungefähr genauso graziös sind wie ein dreibeiniger Elefant.“
Niemals hätte sich Trygve Borelli träumen lassen, dass seinem kleinen Jam-Projekt einmal solch ein Erfolg vergönnt sein würde. „Ich freundete mich mit Ronny vor ungefähr neun Jahren an der Universität Kopenhagen an“, erinnert er sich zurück. „Jakob kenne ich aus meiner Heimatstadt Naestved. Irgendwann begannen wir einfach damit, als ein Trio zu jammen, nachdem Ronny ein paar Songs für dieses Projekt – man könnte es auch ‚Band‘ nennen – geschrieben hatte. Aber so wirklich startete das dann erst 2011 durch.” Dass sich Black Book Lodge dabei nach einem Song der norwegischen Rocker Gluecifer benannt haben, hat ganz einfache Gründe: „Der Name klingt einfach nur cool – und vielleicht auch etwas dumm zugleich… perfekt also für eine Rockband.“
Wenn es um Arbeiten an neuen Stücken geht, so sind die Aufgaben innerhalb der kleinen Gruppe relativ klar verteilt. „Ronny schreibt alles und nimmt Demos auf. Im Regelfall lerne ich die Sachen dann nur per Gehör, zuhause mit meinem Bass. Danach treffen wir uns und arbeiten gemeinsam an Arrangements und solchen Dingen.“ Eigene Texte zu den Songs trägt der Bassist eher selten bei. „Ich habe ein paar Kleinigkeiten für die neue Platte geschrieben. Allerdings gefällt mir die Vorstellung, dass ein Sänger diese Aufgabe ganz allein übernimmt. Sowas macht den Gesang überzeugender und tiefgründiger. Der Sänger ist dann nicht nur irgend so ein Idiot, der an der Spitze einer miesen Jam-Band steht und vor sich hin schreit.“
Wer nun glaubt, dass nach einem Erfolg wie „Tûndra“ der Stress der Band während ihrer Arbeiten am Nachfolgealbum unermesslich gewesen sein musste und für ein langwierigeres Prozedere als beim Erstlingswerk sorgte, der irrt gewaltig. Trygve Borelli berichtet: „Tûndra hat ewig gedauert und die Aufnahmen dazu waren ein langes und mühsames Unterfangen. Fehler wurden gemacht – aber wir haben aus ihnen gelernt. Dieses Mal wussten wir eher was wir taten. Wir haben das Schlagzeug innerhalb von zweieinhalb Tagen aufgenommen. Die Bassspuren waren in weniger als sechs Stunden fertig und auch der Gesang ging schnell über die Bühne.“
Wenn Black Book Lodge heute also eines sind, dann ein eingespieltes Team – und das trotz so mancher terminlicher und geographischer Hürden. Denn auch bei lediglich drei Band-Mitgliedern, ist eines doch unverzichtbarer Bestandteil des Erfolges: Planung! „Ronny und ich leben in derselben Nachbarschaft. Jakob wohnt in einer anderen Stadt. Dementsprechend findet viel Kommunikation via Email, Facebook und solche Dinge statt. Es kann schon schwierig werden, alles bei allen passend im Terminkalender unterzubekommen und man muss super organisiert sein, damit es überhaupt klappt. Bisher allerdings haben wir es immer hinbekommen.“
Ob das neue Album nun für gleichermaßen Begeisterung unter Musik-Fans sorgen wird, zeigt die Zeit. Das Potenzial jedoch besitzen die drei sympathischen Dänen mit ihren grandios-vielfältigen Rock-Arrangements allemal. Da darf sogar langsam etwas konkreter über die Zukunft und den ein oder anderen Wunsch sinniert werden, wohin es denn mal für ein Konzert gehen soll: „Ich kann natürlich nur für mich selbst sprechen“, so der Mann am Tieftöner, „aber vielleicht in ein schönes, altes Schloss in Transsylvanien. Ich mag die Idee, an ungewöhnlichen Plätzen zu spielen. Höhlen, Wälder, Museen – sowas in der Art. Die meisten Veranstaltungsorte sind leider ziemlich öde.“
Ob dieser Wunsch eine Erfüllung findet, bleibt abzuwarten. Erst einmal geht es für das Trio ab September 2015 auf seine erste große Deutschland-Tour – und auch dafür kennt die Vorfreude des kultur-interessierten Bassisten keine Grenzen: „Ich war noch nie in Hamburg, hab aber schon so viele schöne Dinge darüber gehört. Berlin wird natürlich ebenfalls ein Vergnügen – und auch die anderen Städte kann ich kaum abwarten zu sehen. Deutschland hat so eine umfangreiche, interessante Geschichte – ich hoffe wir haben etwas Zeit, ein paar Museen, Kunstgalerien und solche Orte zu besuchen.“
Musikalisch ist Trygve Borelli bereits gut vorbereitet. Fragt man ihn danach, welche deutschen Bands er kennt, weiß der Bassist, was ihn hierzulande erwartet: „Rammstein natürlich und auch Oomph! … die ähneln sich ja auch beide ein wenig. Außerdem all die legendären Krautrock-Bands – und verdammt, natürlich auch Scooter, baby!“ Diese geballte Vorkenntnis soll allerdings nicht heißen, dass die drei Dänen nicht auch offen für neue Band-Vorschläge wären: „Ich würde mich extrem freuen, neue deutsche Bands während unserer Tour kennenzulernen. Wenn ihr da draußen, die das jetzt hier lest, mich also irgendwo treffen solltet – bitte: stellt mir ein paar coole deutsche Bands vor!“ Na, das sollte sich doch einrichten lassen.
Black Book Lodge sind ab 5. September 2015 auf großer Deutschland-Tour – Deine Black Book Lodge Tickets gibt es ab sofort exklusiv bei Ticketmaster!
Black Book Lodge 2015 Termine:
6.9.2015 Köln (MTC Club)
8.9.2015 Berlin (Cassiopeia)
9.9.2015 Hamburg (Hafenklang)
10.9.2015 Osnabrück (Kleine Freiheit)
11.9.2015 Weinheim (Cafe Central)