Musik
Interview
Stage Storys: Glass Animals blicken im Interview auf ihre legendärsten Live-Auftritte zurück
Vom Auftritt vor 100.000 Menschen beim Lollapalooza in Chicago bis zum Gedränge mit 11-Jährigen: Glass Animals erzählen uns von ihren prägendsten Konzert-Geschichten.
Foto: Frank Hoensch / Redferns
Als wir Dave Bayley und Drew MacFarlane, den Sänger bzw. den Gitarristen von Glass Animals, zum Interview per Zoom treffen, ist ihre Energie auch im Videocall genauso ansteckend wie ihre Musik. Die Antworten sind so locker, dass man das Gefühl hat, alte Schulfreunde zu treffen.
Mit ihrer weltweit erfolgreichen Band Glass Animals haben beide Musiker schon vor über 100.000 Menschen gespielt, wurden für ihr zweites Album für den renommierten Mercury Prize nominiert und sind gerade mit ihrer bisher größten Tournee auf der ganzen Welt unterwegs., um ihr neues Album „I LOVE YOU SO F***ING MUCH“ ihren Fans zu präsentieren.
Die zehn neuen Songs zeigen die stetige Weiterentwicklung des einzigartigen Sounds der Glass Animals. Das Quartett aus Oxford hat auch 2024 nicht vor, ruhiger zu werden- vor allem nicht auf den Live-Bühnen der Welt. Im Interview mit Ticketmaster nimmt uns die Band mit auf einen Streifzug durch ihre besten, schlimmsten und wildesten Konzertgeschichten.
Der Auftritt, der euch dazu gebracht hat, Musik zu machen
Drew: Ich weiß nicht, ob es für mich einen bestimmten Auftritt gibt, aber meine Mutter nahm uns immer mit in die Kirche. Als ich ein Kind war, habe ich in der Kirche gesungen und Orgel gespielt. Also habe ich das einfach oft gemacht. Das war sozusagen der Anfang der Musik für mich, und so ging es dann weiter. Ja, das ist eine etwas seltsame Antwort.
Würdest du zurückkehren und in der Kirche Musik machen?
Drew: Das ist eine gute Frage. Vielleicht, wenn ich viel, viel, viel älter bin – etwa in meinen 70ern – kann ich mir das als eine wirklich schöne Art vorstellen, Musik zu machen, wenn man im Ruhestand ist. Aber wahrscheinlich nicht jetzt.
Dave: Nichts gegen die Kirchenmusiker, die sind so gut! Ich weiß nur nicht, ob wir die Zeit dazu hätten. Mein erstes Konzert war Bloc Party. Ich erinnere mich noch gut daran, dass ich Ehrfurcht vor Live-Musik hatte, weil das mein erstes richtiges Konzert war. Als Kind war ich mit meiner Mutter auf einem Pub-Konzert gewesen. Aber Bloc Party war mein erstes Konzert, zu dem ich mit meinen Freunden nach London gefahren bin – ohne Erwachsene – ich glaube, ich war 13. Es war in der Brixton Academy, und ich dachte nur: ‚Wow, Musik ist mächtig. Das Zusammengehörigkeitsgefühl in diesem Raum ist fantastisch‘. Ich liebte es. Ich weiß nicht, ob ich deshalb auf einer Bühne stehen wollte oder so. Es hat mir nur gezeigt, dass Live-Musik eine verdammt schöne Sache ist.
Die ersten eigenen Konzerte
Dave: Wir hatten ein paar – ich weiß nicht, wie ich es beschreiben soll – Fehlstarts? Ein Freund von uns hatte eine 16. Geburtstagsparty und er fragte uns, ob wir etwas spielen würden. Es war ganz anders. Du [Drew] hast gesungen.
Drew: Wir haben Covers von The Strokes gespielt. Wir wurden angefeindet.
Dave: Ich weiß nicht, wie gut wir waren, aber wir sind durchgekommen. Es war ein schlechter Start. Aber dann haben wir ewig nicht mehr gespielt. Das nächste Konzert war in der Kneipe gegenüber von meinem Haus. Es war f*cking schrecklich.
Warum würdet ihr es als „f*cking schrecklich“ beschreiben?
Dave: Ich glaube, wir hatten nicht genug Musik. Und es war nicht wirklich jemand da, weil wir die erste von fünf Bands waren. Und wir hatten keinen Platz, weil wir die erste von fünf Bands waren – ich erinnere mich, dass Joe auf dem Boden saß und eine Drum Machine spielte. Es war nervenaufreibend. Und wir hatten nichts abgemischt, wir hatten dem Tontechniker nicht wirklich gesagt, was los war. Als dann die Gitarre einsetzte, war sie wahnsinnig laut und verursachte bei allen im Raum körperliche Schmerzen. Eine steile Lernkurve.
Das kleinste Konzert
Dave: Ich erinnere mich, dass wir in Leeds gespielt haben und niemand Karten für die Show gekauft hatte. Das war unsere erste Tour durch England. Und wir hatten einen kleinen Snack, der nur aus Hummus und Fladenbrot bestand – im Grunde genommen gerade genug zu essen für uns – aber sie konnten es nicht für uns besorgen, weil wir keine Tickets verkauft hatten. Das war ein ziemlich trauriger Moment, nicht wahr? Wir dachten alle, dass wir zu diesem Zeitpunkt zu unseren normalen Jobs zurückkehren würden.
Drew: Wir hatten auch eine Show in Bristol, bei der die einzige Person im Publikum ein Typ namens Jeff war – er war bekannt als Big Jeff. Er ging zu allen Festivals und Auftritten kleinerer Bands in der Gegend und stand immer ganz vorne und moshte. Bei unserem Gig in Bristol gab es also überhaupt kein Publikum, außer diesem Kerl, Big Jeff, der buchstäblich einen Fuß vor uns in einem winzigen Raum stand und so hart wie möglich moshte.
Das beste Konzert
Drew: Ich glaube, meine Lieblingskonzerte sind wahrscheinlich die Red Rocks-Konzerte. Das ist ein Freiluft-Amphitheater in den Bergen von Colorado, von dem aus man Denver überblicken kann. Diese Shows haben immer etwas ganz Besonderes an sich – es gab ein paar wirklich spektakuläre Momente, wie zum Beispiel, als wir während des Sets von einem heftigen Sturm getroffen wurden und die ganze Halle stillgelegt wurde. Davon gibt es ein Video auf YouTube.
Dave: Ja, ich sagte das Wort „Thunder“ und dann schlug ein Blitz in die Bühne ein. Ich kam mir vor wie Zeus.
Drew: Die Leute dachten, wir hätten es inszeniert! Es war unglaublich… Dann wurden wir von der Bühne geholt.
Dave: Ich hatte im Laufe der Jahre viele Favoriten, aus unterschiedlichen Gründen. Meine Lieblingsstücke sind die, die einen irgendwie überraschen. Wir haben einmal in Oklahoma oder so gespielt, und wir kamen mit dem Bus am Veranstaltungsort an, der wie eine Sackgasse am Stadtrand aussah. Und dieses kleine Kind kommt heraus und sagt: „Hey Leute! Willkommen bei der Show!“ Er hatte uns gerade für einen Auftritt in dieser Garage gebucht. Ich weiß nicht, wie er das angestellt hat, aber unser Booking-Agent hat uns diese Show in dieser Garage gebucht. Und er hatte keine Bühne – es gab nur einen Lautsprecher und eine kleine Lampe. Es war sehr familienfreundlich, aber es ging ab.
Drew: Es war wild.
Der größte Auftritt
Dave: Beim Lollapalooza in Chicago, wir haben vor Paul McCartney gespielt und jemand sagte, dass zu diesem Zeitpunkt über 100.000 Leute vor uns standen. Was ziemlich beängstigend ist. Es war auch der letzte Abend der Tour und wir waren so müde. Aber die Energie von allen hat uns am Laufen gehalten. Unsere größte Headline-Show war in Kansas City, vor etwa 20.000 Leuten. Aber diese Tour wird das noch übertreffen.
Die schlimmste Show
Dave: Es gab eine Show in Mexiko, bei der sie uns nicht sagten, dass sie uns Pyrotechnik besorgt hatten. Und dann stand ich über diesem Flammenwerfer – ich dachte, ich würde sterben – und als er losging, war es so laut und die Flammen verfehlten nur knapp die Innenseiten meiner Oberschenkel. Irgendein EDM-Act vom Vorabend hatte Pyrotechnik im Wert von 10.000 Dollar zurückgelassen. Sie fragten unseren Tourmanager, Tom Allen, ob wir Lust hätten, und er sagte: „Auf jeden Fall, aber ich muss den Knopf drücken…“
Die seltsamste Performance
Dave: Wir haben auf einer Hausparty in Kansas City gespielt, und das war seltsam, weil es eine Gruppe von 11-Jährigen auf einer Geburtstagsparty. Und wir wurden einfach ausgepfiffen.
Drew: Sie versuchten, uns dazu zu bringen, Hüte zu tragen und warfen Sonnenbrillen nach uns, und am Ende gab es eine Bühneninvasion. Alle Kinder stürmten die Bühne und versuchten, unsere Instrumente zu nehmen und darauf zu spielen, was sehr süß ist, aber auch ziemlich verwirrend. Ich weiß nicht, wie das passiert ist. Aber im Grunde sind wir wieder mit einem Tourbus vor ein Haus gefahren, so ähnlich wie in Oklahoma. Ich glaube, ich habe den ganzen Gig damit verbracht, das Keyboard zum Laufen zu bringen. Am Ende habe ich es dann zum Laufen gebracht, und dann haben wir aufgehört.
Aus dem englischen Original (discover.ticketmaster.co.uk) übersetzt von Dorjana Richter.
Wenn ihr von der Band noch nicht genug habt: Glass Animals sind noch dieses Jahr auf Deutschland Tour. Letzte Tickets und Resale-Karten dafür gibt es bei Ticketmaster.
GLASS ANIMALS: TOUR OF EARTH 2024 | Deutschland-Konzerte
- 17.10.2024, Düsseldorf – Mitsubishi-Electric-HALLE
- 20.10.2024, Berlin – Max-Schmeling-Halle
- 24.10.2024, München – Zenith
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