Musik
Shakira im Interview zur El Dorado Tour
Shakira steht für Sonne, Rhythmus, Lebenslust und Fußball. Kein Wunder, dass ihre Hits auch den größten Tanzmuffel in Bewegung bringen. Im Ticketmaster-Interview verriet sie, was sie antreibt.
Am 8. und am 30. November konzertiert die kolumbianische Sängerin Shakira und zwölffache Grammy-Gewinnerin mit ihrem neuen Album El Dorado in der Kölner Lanxess Arena und der Münchener Olympiahalle.
Was bedeutet El Dorado für dich?
Shakira: Für mich steht El Dorado für eine Verbindung und Wiederverbindung zur Inspiration. In den ersten zwei Wochen, als ich mich im kreativen Prozess für das Album befand, schien es mir wie eine unmögliche Aufgabe. Fast so, als würde ich den Mount Everest bezwingen. Es war schwierig meine Pflichten als Mutter wahrzunehmen und mit den Stunden im Aufnahmestudio zu verbinden. Als würde ich vor einer leeren Leinwand stehen. Ich war unsicher welche kreative Richtung ich einschlagen würde. Mutter und Künstler zu sein war schwer zu kombinieren und ich wusste nicht, ob ich es schaffen könnte. Aber dann habe ich einen Weg gefunden: Es war die Unterstützung, die ich von meiner Familie, meinen Freunden und von den Leuten bekam, denen ich wichtig bin. Ich erkannte, dass die Inspiration dort lag und sie dort niemals verschwinden würde. Und plötzlich war es als würde ich mich selbst im mythischen Schatz von El Dorado wiederfinden. El Dorado ist ein Teil der präkolumbianischen Mythologie. Ich war schon immer ein großer Verehrer der Weltmythologie, aber diese Geschichte ist mit einer Aura von Geheimnissen und Fantasie erfüllt. Außerdem ereignete es sich in meinem Heimatland. Also dachte ich, dass es bei so vielen Zufällen ein perfekter Name für mein Album wäre.
Hast du auf diesem Album Themen und Einflüsse zusammengebracht, um eine möglichst vielseitige Arbeit zu schaffen?
Shakira: Ja, das stimmt. Diese Platte nimmt die Einflüsse aus vielen verschiedenen Quellen. Die Kombinationen sind unendlich, wenn man versucht etwas Neues zu erschaffen. Ich selbst bin ein Bindeglied. Eine Verschmelzung von Kulturen. Alles, was ich in all den Jahren erlebt habe, seit ich mit 18 Jahren mit meinem ersten Album auf Tour war – eigentlich war „Pies Descalzos“ (Deutsch: Barfuß) ja mein drittes Album, doch es war das Erste, das international erfolgreich war. Es war meine „Reise nach Ithaka“, auf der ich begann Erfahrungen zu sammeln. Diese Erlebnisse und die Leute, die ich traf und die Kulturen, denen ich ausgesetzt war, machten mich zu der Person, die ich bin als Künstler und Schöpfer. Meine Musik ist ein Spiegelbild davon. Von der Verschmelzung, die ich geworden bin. So wäre es für mich vielleicht schwieriger Musiker zu sein ohne Elemente von hier und dort zu vermischen, weil ich immer meine kleinen pseudowissenschaftlichen Experimente im Aufnahmestudio mache.
Es ist wahr, dass dieses Album sehr vielseitig ist. Es gibt Einflüsse aus vielen Kulturen, auch von meiner kolumbianischen Kultur, wie das Vallenato bei „La Bicicleta“ (Deutsch: Das Fahrrad). Es gibt Einflüsse der karibischen Kultur aus der Dominikanischen Republik: Im Track „Déjà Vu“ habe ich zum Beispiel das Bachata-Lied in einem Pop-Framework adaptiert. Die Duette mit Nicky Jam und Maluma orientieren sich eher am Reggaetón. Aber es gibt auch Songs, die den Hörern sehr vertraut vorkommen werden, da sie an meine klassischen Hits erinnern und neue Klassiker werden könnten. Songs wie „Nada“ (Deutsch: Nichts) sind sehr persönlich, dann gibt es aber auch Tanz-Songs wie „Me Enamoré“ (Deutsch: Ich habe mich verliebt), oder vielleicht stärker reflektierende Songs wie „Amarillo“ (Deutsch: Gelb), die sehr private und intime Momente aus meinem Leben mit einbeziehen. Sie erzählen alle Erinnerungen, die für mich unvergesslich sind und auf diesem Album dokumentiert sind.
Das Interessanteste und das vielleicht Befreiende für mich an diesem Album war der Moment, als ich beschloss, kein Album zu machen. Das gab mir Flügel und erlaubte mir zu fliegen. Es ist wie die Paare, die Schwierigkeiten haben und dann sagen: „Vielleicht ist es besser, wenn wir kein Kind bekommen“ – Bam! Genau dann werden sie schwanger. So ähnlich war es bei diesem Projekt. Ich sagte: „Ich werde kein Album machen. Ich werde Songs machen.“ Und plötzlich fing ich an, so viele Songs zu machen, einen nach dem Anderen und es entstand ein Album. Als ich es am wenigsten erwartet hatte, hatte ich 13 Lieder zusammen. Ich hatte ehrlich gesagt den Gedanken verworfen noch ein Album zu produzieren und konzentrierte mich einfach nur auf neue Songs. Und deshalb konnte man schon vor dem Release vier Songs aus diesem Album im Radio hören. So läuft das manchmal. Das Leben hat mich so überrascht und es erlaubt mir, mit der größten denkbaren Freiheit und Freude Werke zu schaffen. Vielleicht mehr als bei anderen Projekten. Ich glaube nicht, dass ich die Zeit im Studio je so sehr genossen habe, wie bei diesem Album.
Wird 2017 das Jahr sein, indem du endlich wieder auf Tour gehen wirst?
Shakira: Ich denke schon. Ich weiß nicht, wie ich es mit zwei Söhnen machen werde. Das habe ich noch nie gemacht. Zumal es sich bei meinen beiden manchmal anfühlt, als hätte ich vier Kinder. Aber ich werde es versuchen und werde sehen, wie ich improvisieren kann. Ich hoffe wirklich bald zurück auf der Bühne zu sein und meine größte Motivation dafür sind meine Söhne. Diese Erfahrung mit ihnen zu teilen ist einer meiner größten Anreize, dicht gefolgt von dem meinen Zuhörern wieder näher zu sein. Ich habe einen großen Song-Katalog zur Auswahl. Als ich letztens versucht eine potenzielle Set-List zu erstellen, habe ich realisiert, dass es eine Herausforderung werden wird aus den vielen Songs die Richtigen auszuwählen. Vielleicht wird es die spaßigste Tour für mich, weil ich so viele Songs habe, die die Leute mitsingen können. Für einen Künstler ist es das traumhafteste Gefühl zu hören, wie das Publikum jeden deiner Songs mitsingt. Ich freue mich und bin wirklich aufgeregt.