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Interview

New Music Interview: Anna Aaron

Am Freitag, den 25.01. erscheint das neue Album von Anna Aaron "Pallas Dreams". Wir haben die junge Schweizerin in Hamburg getroffen, um über ihr neues Album und die anstehenden Konzerte zu sprechen. (Foto: Frederic Elfeld)

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Anna Aaron hat trotz jungen Alters ein bewegtes Leben hinter sich. Als Tochter christlicher Missionare kam sie schon im Kindesalter mit verschiedenen Kulturen, spirituellen Ritualen und musikalischen Einflüssen in Berührung. Nachdem ihre musikalische Karriere trotz hoffnungsvollen Anfangsjahren ins Stocken geriet, erfand die Baselerin sich neu und orientierte sich musikalisch um. Wie Anna Aaron zu sich selbst und ihrer experimentellen Musik fand, erklärte sie uns beim Interview in Hamburg.

Vier Jahre war wenig von dir zu hören, nun erscheint dein neues Album „Pallas Dreams“. Wie lange hast du an der neuen Platte gearbeitet?

Anna Aaron: Im Frühjahr 2015 haben wir schon begonnen, die ersten Songs zu schreiben und aufzunehmen. 2016 haben wir das Schlagzeug nochmal aufgenommen. Allerdings hatte mein damaliges Label Zweifel an den neuen Songs, die ja auch sehr anders klingen als die Songs davor. Das ist leider etwas eskaliert und die Zusammenarbeit ging nicht mehr weiter. Plötzlich war ich in der Situation, ein fertiges Album zu haben, aber kein Label mehr. Die Situation hat mich emotional ganz schön fertig gemacht, ich konnte das nicht so einfach wegstecken. Es hat ein bisschen gedauert, bis ich wieder an mich und meine Musik glauben konnte.

Warum hat dich der Verlust des Labels so stark getroffen?

Ich war sehr jung, als ich beim Label unterschrieben habe. Ich konnte mir das Musikmachen ohne die Unterstützung des Labels gar nicht mehr vorstellen. Ich musste richtig daran arbeiten, mich als Musikerin zu sehen und auf eigenen Beinen Musik zu machen. Soweit war ich zu dem Zeitpunkt einfach noch nicht. Zu Beginn meiner musikalischen Karriere ging alles sehr schnell. Ich habe schnell mein Studium unterbrochen, es folgten zwei Alben, aber irgendetwas fehlte. Eine gewisse Tiefe, gewisse Themen, die ich nie angegangen bin.

Warst du in deiner künstlerischen Freiheit zu sehr eingeschränkt?

Bei den ersten zwei Alben war die Situation anders, ich war persönlich noch nicht so weit, eigene Ideen zu entwickeln. Zwar habe ich immer eigene Demos aufgenommen und Musik produziert, aber mein Wissen über Studioaufnahmen und Musikproduktion war begrenzt. Mit meinem Bruder habe ich dann eine gewisse Vision im Studio in Basel entwickelt, wie ich klingen möchte. Das hat dann nicht mehr mit den Vorstellungen vom Label zusammengepasst.

anna Aaron Tour 2019

Die Schweizerin Anna Aaron meldet sich 2019 mit neuer Musik zurück. Im April geht es auf Tour durch Deutschland und die Schweiz. (Foto: Frederic Elfeld)

Mit jedem Album hast du dich auch ein Stück weit neu erfunden. „Pallas Dreams“ ist elektronischer und poppiger als die zwei Alben davor. 

Es war mein Ziel, ein bisschen die Schwere und Dramatik abzustreifen. Obwohl ich nicht weiß, wie gut ich das geschafft habe (lacht). Ich möchte in eine neue Richtung gehen, mehr Freude und Leichtigkeit auf die Bühne bringen. Deshalb ist meine Musik auch tanzbarer als vorher. Weil ich auf dem neuen Album viele Kindheitserinnerungen verarbeite, ist die Musik auch etwas verspielter geworden. Als Kind hat man diese Unbekümmertheit, eine viel selbstverständlichere und natürlichere Art, mit der Umgebung umzugehen. Ich denke, deshalb sind die Lieder auch nicht so ernst, weil ich oft die kindliche Perspektive eingenommen habe.

Das hört man im Song „Moskito“, wo es um deine Kindheitserlebnisse auf den Philippinen geht.

Meine Eltern waren christliche Missionare auf den Philippinen. In dem Song geht um die Slums, in denen wir gewohnt haben und um die Abergläubigkeit der Menschen dort, die wir auch als Kinder mitbekommen haben. Ich war enormen Spannungen ausgesetzt – die christlich-religiösen Eltern und der Voodoo- und Geisterkult von der Straße. Das habe ich in dem Song verarbeitet. In einem anderen Lied geht es z.B. um einen Geist, der angeblich in einem Haus in unserer Straße wohnte. Das Thema war allgegenwärtig, Taxifahrer wollten noch nichtmal in die Straße reinfahren, weil es da spukte. Sowas nimmt man als Kind natürlich auf seine eigene Weise wahr.

Ist „Pallas Dreams“ dein persönlichstes Album geworden?

Nicht unbedingt, aber ich habe eine andere Sichtweise auf viele Dinge entwickelt. Ich habe ein Buch gelesen, das mich sehr geprägt hat. Darin wird das Unterbewusstsein und das Innere eines Menschen wie eine Höhle erklärt, in die man eintauchen kann. Da gibt es auch gefährliche Wesen und Albträumen, die einen psychologisch gesehen destabilisieren können. Aber es ist auch ein großer Reichtum vorhanden.

C. G. Jung (Anm.: Schweizer Psychologe) hat etwa gesagt, dass man die Bilder, die im Unterbewusstsein wirken, heraufholen muss, um sie im Bewusstsein zu integrieren. Ich finde das sehr spannend, vor allem wenn man überlegt, wie Mythologie und Psychologie im Unterbewusstsein verbunden sind, z.B. in den Träumen oder Erinnerungen. Der Prozess, die Bilder heraufzuholen und in die bewusste Welt zu integrieren, führt dazu, zu einem vollständigen Mensch zu werden.

Welche Künstler und Bands haben dich musikalisch bei deinem neuen Album beeinflusst?

Wir hatten mehrere Sound-Vorbilder, die ins Detail gehen. Vor allem bei der Percussion und bei den flimmernden hektischen Höhen, hört man das. Bei diesem Album haben wir viel Talking Heads gehört, vor allem das Album „Remain in Light“. Aber auch „On the Corner“ von Miles Davis, weil es da diese verrückten Gewitter aus Percussion und Glöckchen gibt. Das hat uns sehr geholfen, die klangliche Vision des Albums zu definieren.

Im Frühjahr folgt die Tour durch Deutschland und die Schweiz – was dürfen die Fans erwarten?

Ich bin auf jeden Fall reifer geworden, auch auf der Bühne. Ich mag vor allem kleine Clubs, wo man das Publikum direkt spürt. Wenn ich dann mit meinem Synthesizer auf der Bühne stehe und die Wucht dieser Maschine verbreite, ist das ein ganz besonderes Gefühl.  Es wird auch ein paar neue Songs zu hören geben und die ein oder andere Überraschung.


Anna Aaron 2019 live in Deutschland:

  • 23. April | Hamburg – Nochtwache
  • 24. April | Düsseldorf – The Tube
  • 25. April | Frankfurt – Mousonturm
  • 27. April | München – Zehner

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